Arbella Stuart (* 1575; † 27. September 1615) war eine Tochter von Elizabeth Cavendish und Charles Stuart Darnley, also eine direkte Cousine von James VI. von Schottland. Die Ehe ihrer Eltern war heimlich ohne das Einverständnis von Elizabeth I. zustande gekommen. Mit Arbella Stuart war eine neue Figur im Spiel um den englischen Thron aufgetaucht. Das Mädchen wurde bald Vollwaise und wuchs bei ihrer dominanten Großmutter Elizabeth Hardwick, Lady Shrewsbury auf. Auch nach deren Tod erhielt Arbella kaum Kontrolle über ihr eigenes Leben. Sie blieb ein Spielball derer, die entweder versuchten durch sie näher an den Thron zu gelangen, oder sie von diesem fernzuhalten. Letztlich heiratete sie 1610 – ebenfalls heimlich – William Seymour, einen weiteren Thronanwärter. Arbella Stuart starb fünf Jahre später im Tower.
Am 1. Oktober 1592 schrieb Elizabeth Hardwick, Lady Shrewsbury an Lord Burghley über eine unerfreuliche Episode im Haushalt ihre Enkelin:
"On Morley, who hat attend on Arabella and read to her for the space of three year and a half, showed to be much discontented since my return into the country, in saying he had lived hope of having some annuity granted him by Arabella out her land, or some lease of grounds to the value of £40 a year, alleging that he was so much damnified by leaving of the University … I understanding by divers that Morley was so much discontented, and withal of late having some cause to be doubtful of his forwardness in religion (though I cannot charge him with papistry), took occasion to part with him. After he was gone from my house, and his stuff carried from hence, the next day he returned again, very importunate to serve.";1
1937 wurde erstmals angenommen, dass es sich bei dem renitenten Vorleser um Marlowe handelte.2 Diese Theorie blieb lange unbeachtet, obwohl sie nicht so ohne Weiteres von der Hand zu weisen ist. Aufgrund ihrer Thronansprüche und ihres katholischen Hintergrunds gehörte Arbella sicher zu dem Personenkreis, über den Francis Walsingham oder Burghley gerne gut informiert waren. Ihr einen Spion ins Haus zu setzen, wäre naheliegend gewesen. Wenngleich einiges dafür spricht, dass in dem Brief von Christopher Marlowe die Rede ist,3 hat sich landläufig die Ansicht durchgesetzt, dass die betreffende Person ein Verwandter des Komponisten Thomas Morley gewesen ist.4