Pest

Immer wieder wird sie als der "Schwarze Tod" bezeichnet. Der Ausdruck tauchte aber erst 1555 in Schweden (swarta döden) auf. Etwa fünfzig Jahre später auch in Dänemark (sorte dod).1 In England fand diese Bezeichnung erstmals 1665 Verwendung, um zwischen der mittelalterlichen Pest und der "Great Plague" zu unterscheiden.2 Wahrscheinlich geht der Name nicht auf die, für die Krankheit typische, blau-schwarze Hautverfärbung zurück, sondern auf eine missverständliche Übersetzung von "pestis atra" oder "atra mors".3 Zwar bedeutet "ater" primär "schwarz", es kann jedoch ebenso für "unheilbringend" und "grauenvoll" stehen.

Die Pest wird durch die Bakterie Pasteurella pestis – seit der Entdeckung durch Yersin auch Yersinia pestis – hervorgerufen. (Der Schweizer Tropenarzt Alexandre John Émile Yersin entdeckte 1894 unabhängig vom Koch-Schüler Schibasaburo Kitasato den Pesterreger.) Die Seuche ist sowohl enzootisch als auch epizootisch. Das bedeutet, sie tritt wiederholt in bestimmten Gegenden, Beständen oder Orten auf und breitet sich unter Tierbeständen – vorrangig Nagetiere und Kleinsäuger – aus. Entgegen der landläufigen Ansicht ist die Pest nicht ausgerottet. In bestimmten Regionen Nord- und Südamerikas, Zentral-, Ost- und Südafrikas, sowie Madagaskars und Zentral- und Südostasien befällt sie nach wie vor Tiere und kann auch auf den Menschen übertragen werden. Wie genau das passiert, ist nicht ganz geklärt. Als primärer Überträger gilt der Rattenfloh (Xenopsylla cheopis), aber auch der Menschenfloh (Pulex irritans).4 Der Rattenfloh überträgt die Krankheit nicht nur von Ratte zu Ratte, sondern auch zum Menschen. Offenbar kann der Menschenfloh gleichfalls die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragen.5 Hinzu kommt die Tröpfcheninfektion, allerdings nur in Verbindung mit einer bestimmten Form der Pest. Im Zuge von Pesterkrankungen in den USA spricht das CRM (Zentrum für Reisemedizin) in Düsseldorf außerdem von Übertragung durch Bisse oder Kratzer von Tieren, wobei es sich um Erdhörnchen, Präriehunde oder Katzen, die von der Krankheit gar nicht befallen sind, handeln kann.6 In früherer Zeit waren die Wanderratte (Rattus norvegicus) sowie die Haus- und Schiffsratte (Rattus rattus) die bevorzugten Opfer des Rattenflohs. Wie bei den Überträgern, so herrscht gleichfalls bei der Krankheit selbst eine gewisse Vielfalt. Man unterscheidet vier Arten der Pest.7

  • Beulenpest oder Bubonenpest: Nach einer Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen kommt es zu Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Erbrechen und Durchfall. In der Nähe der Infektionsstelle, die sich meist in der Leistengegend befindet, beginnt eine schmerzhafte Entzündung und Anschwellung der Lymphknoten. Nach etwa einer Woche bilden sich die Schwellungen zurück, oder vereitern. Diese Form der Pest ist nicht tödlich!
  • Pestsepsis: Sie tritt bei fünfundzwanzig bis fünfzig Prozent der an Beulenpest Erkrankten ein, so die Krankheitserreger ins Blut gelangen. Es existiert jedoch ebenfalls eine primäre Art, die innerhalb weniger Tage mit Schüttelfrost, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufversagen zum Tod führt, ohne dass es zur Ausbildung von Pestbeulen kommt.
  • Lungenpest: Diese Pestpneumonie kann einerseits eine Art der Sepsis sein, falls sich die Erreger nicht im Blut, sondern in die Lunge ansiedeln. Andererseits kann sie durch Tröpfcheninfektion ebenso von Mensch zu Mensch übertragen werden. Die primäre Lungenpest hat lediglich eine Inkubationszeit von ein bis zwei Tagen. Danach setzen Atemnot, blaue Hautverfärbung und Husten, gefolgt von Lungenödem und Kreislaufversagen, ein. Ohne Behandlung endet sie nach zwei bis fünf Tagen absolut tödlich! Bei der sekundären Lungenpest ist ein langsamerer Verlauf möglich. Durch die Art der Infektion ist diese Form der Pest für die rasche Ausbreitung geradezu prädestiniert. Vor allem, da mittlerweile festgestellt worden ist, dass sie auch von Tier auf Mensch übertragen werden kann.8
  • Abortive Pest: Dabei handelt es sich um eine mildere Variante der Beulenpest mit leichtem Fieber und nur einem Bubo.

1346 trat die Pest in Kleinasien auf und kamen dank des regen Schiffsverkehrs nach Europa. Dort war die Krankheit seit über fünfhundert Jahren nicht mehr aufgetreten. Die Menschen hatten längst vergessen, dass die überhaupt existierte.9 Im Dezember 1347 wütete sie bereits auf Sizilien und bald darauf auf dem italienischen Festland. Besonders stark betroffen war Florenz – damals eine der größten Städte. Die beeindruckendste Schilderung der damaligen Zustände findet sich im ersten Kapitel des Decamerone. Boccaccio, der zur Zeit der Pest eigentlich in Neapel weilte, schildert neben dem Krankheitsverlauf, eine Reihe von Tabubrüchen, die vor Ausbruch der Seuche ganz undenkbar gewesen wären. Einige Menschen verbarrikadierten sich in ihren Häusern. Manche ließen all ihr Hab und Gut zurück, um aufs Land zu flüchten. In die verwaisen Gebäuden zog allerhand Gesindel ein. Andere wiederum betrieben hemmungslose Exzesse. Die Bauern vernachlässigten ihr Vieh, das herrenlos durch die Gegend streunte. Aus Angst vor Ansteckung mieden sich Nachbarn, Freunde und Verwandte, ja sogar Eltern weigerte sich, ihre Kinder zu pflegen. Frauen wurden nun erstmals von Männern untersucht und gepflegt – ein Umstand der Boccaccio extrem befremdlich erschien. Die Verstorbenen wurden nicht mehr, wie es sich gehörte, in einem angemessenen Rahmen betrauert. Viele starben einsam und ihr Tod wurde erst nach Tagen bemerkt. Verfügungen, die man vor seinem Tod getroffen hatte, wie das Bestimmen der Kirche, in der die Totenmesse stattfinden sollte, wurden nicht länger beachtet. Statt der ehrenwertesten Bürger der Stadt, trugen jetzt die Leichenknechte die Totenbahren, auf denen sich die Körper türmten. Massengräber wurden etwas Alltägliches.

"Und in der also verheerenden Not unserer Stadt war das ehrwürdige Ansehen der Gesetze, der göttlichen wie der menschlichen, schier völlig gesunken und vernichtet, weil ihre Verweser und Vollstrecker so wie die anderen entweder tot oder krank waren oder weil es ihnen so an Gehilfen gebrach, dass sie keine Amtshandlungen vornehmen konnten: aus diesem Grunde war jeglichem erlaubt zu tun, was er wollte."10

Von Italien bewegte sich die Pest rasch Richtung Norden. Wahrscheinlich war Marseille die erste französische Stadt, die von der Krankheit heimgesucht wurde.11 In England beanspruchen Melcombe Regis, Southampton und Bristol diese zweifelhafte Ehre. Daher lässt sich mittlerweile nur mehr sagen, dass die Pest das Land Ende Juni, Anfang August 1348 erreichte.12 Man schätzt die englische Einwohnerzahl für damals zwischen zweieinhalb bis vier Millionen. Etwa die Hälfte davon soll bis 1400 der Seuche zum Opfer gefallen sein. (Obwohl für England die Zahlen noch am ehesten zu schätzen sind, erheben sie keinen Anspruch auf absolute Genauigkeit, was schon alleine aus der Differenz bezüglich der Annahme der Einwohnerzahlen hervorgeht.)13 Die erste englische Pestwelle dauerte bis 1351, es folgten jedoch eine Reihe weiterer Ausbrüche. Die immense Anzahl von Todesopfern ging auch hier mit einem Werteverfall einher. Der Chronist John of Reading berichtete von Frauen, die mit dem ersten Mann gingen, der ihnen begegnete, Inzest und Ehebruch.14 Der englische Gesandte Sir Thomas Smith schrieb anlässlich der Pest in Lyon an Lord Burghley:

"Manchmal liegen zehn bis zwölf Leichen auf der Straße […] einige nackt, und sie bleiben dort liegen bis zur Nacht, oder bis die mit ihrer Wegräumung Betrauten, in Gelb gekleidet, kommen […] Eine große Anzahl werfen sie einfach in den Fluß, denn es ist kein Geld da, um sie zu begraben. […] die Menschen and der Rhône wagen nicht mehr, Fisch zu essen, und die Fischer legen keine Fangvorrichtungen oder Netze mehr aus, weil sie anstelle von Fisch pestverseuchte Kadaver herausziehen, […]"15

Ungefähr ein Drittel der europäischen Bevölkerung wurde im 14. Jahrhundert durch die Pest hinweggerafft. Das hatte zunächst eine große soziale und wirtschaftliche Bedeutung. Die zuvor geherrschte Überbevölkerung und Arbeitslosigkeit waren verschwunden. Das verstärkte bestimmte Entwicklungen, die bereits vor Ausbruch der Pest zu bemerken waren. Die vereinzelte Ablöse des Hand- und Spanndienstes durch Geldrenten und Entlohnung wurde nach und nach zur Regel. Hörige konnten wegen des Fehlens an Arbeitskräften ihre Grundherren leichter verlassen, als zuvor – obwohl ein gewisses Maß an Abwanderung schon vorher existiert hatte. Gleichfalls war es für Handwerker nun noch einfacher aus den starren Strukturen auszubrechen. Der Facharbeitermangel führte zu einer Verteuerung von Handwerkserzeugnissen, gleichzeitig fielen die Preise für Vieh, da plötzlich mehr Nahrung für weniger Menschen vorhanden war. Allerorts stieg das Lohnniveau, was besonders für die Grundbesitzer, die mittlerweile für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und die Pachthöfe immer weniger Geld bekamen verheerende Auswirkungen hatte. Sicher hätten sich die Feudalität in ihrer Gesamtheit ohnehin nicht mehr allzu lange halten können. Der Prozess wurde also durch das Auftreten der Pest lediglich beschleunigt.16 In den Städten standen zahlreiche Gebäude leer. Vorrangig für die schlechter gelegenen, konnte man keine Mieter finden, weshalb die Renten fielen. Andererseits erlebten kirchliche Organisationen und zunftähnliche Vereinigungen einen finanziellen Aufschwung. Viele waren gestorben, ohne Erben zu hinterlassen. Ihre Nachlässe fiel nun Großteils an die Kirche. Aus den Hinterlassenschaften, die an die Zunftvereinigung von St. Mary und Corpus Christi gefallen waren, wurde in Cambridge das Corpus Christi College gegründet.17 Mit all diesen Veränderungen setzt zeitgleich ein Umdenken der außerordentlichen Art ein. Besonders schwerwiegend war die Wirkung der Pest auf den niederen Klerus. Wer seiner Seelsorgepflicht nachkam, hatte kaum Aussichten auf ein langes Leben. Die Opferzahlen unter den Klerikern waren dementsprechend hoch.18 Zwischen 40 und 50 Prozent des englischen Klerus wurden Opfer der Seuche.19 Um die entstandenen Lücken wieder zu füllen, gelangten nach Abklingen der Pest auch Männer in den Klerikerstand, die dafür gänzlich ungeeignet waren. Gleichzeitig war es für die Überlebenden des niederen Klerus jetzt erheblich leichter aufzusteigen.20 Mit der hohen Sterblichkeitsrate hatten die Kirchenmänner gleichsam einen Teil ihrer Sonderstellung unter den Normalbürgern eingebüßt. Zwar sah man in den Männern Gottes noch immer Menschen, doch nach ihrer Weihe schienen sie Gott näher zu sein, als die anderen. Da sie von der Seuche genauso getroffen worden waren, wie alle anderen Bevölkerungsschichten, war dieser Glaube nicht länger aufrechtzuerhalten.21 Alte wie neuen Mitglieder der Geistlichkeit wollten, manchmal recht vehement, am Reichtum der Kirche teilhaben, die sich nicht nur dank der Hinterlassenschaften, sondern weiters wegen Stiftungen und Spenden, welche einerseits als Dank für die Errettung vor der Pest, andererseits um Gott zu besänftigen, in die Hände der Kleriker flossen, einer ungeahnten Prosperität erfreute.22 Die Kirche erschien zunehmend verweltlichter und die Bevölkerung erinnerte sich, dass man in Zeiten der Not auch ohne sie hatte auskommen können. Während der Pest war es – in Notfällen – sogar Laien und Frauen erlaubt gewesen, die Beichte abzunehmen. Die Grundsätze des Glaubens standen in der Bibel und der Mensch konnte im Gebet ohne die Geistlichkeit ebenso zu Gott finden. Hinzu kam die allgemeine Unzufriedenheit mit dem Papsttum. Seit Klemens V. den Papstsitz nach Avignon verlegt hatte, stand das Oberhaupt der katholischen Kirche unter direkter Einflussnahme des französischen Königs, was in England, das sich seit 1339 im Krieg mit Frankreich befand, nicht gerade positiv aufgenommen wurde. Die Abgaben der englischen Bürger, die sie über ihren Klerus an den Papst weiterleiteten, wurden in Avignon nicht nur für die verschwenderische Hofhaltung vergeudet, sondern öfters auch zur Unterstützung der Franzosen eingesetzt. Der Ruf nach Reformen im Kirchenwesen wurde immer lauter. Besonders engagiert war in dieser Hinsicht John Wyclif. Er wurde 1324 in Spreswell geboren. Nach seinem Studium in Oxford wurde er dort Professor. 1374 erhielt er die Pfarrei von Lutterworth. In seinen Predigten und Schriften vertrat er das Bild einer Urkiche mit Armutsideal, Seelsorge und Prädestinationslehre. Er verwarf den weltlichen Besitz der Kirche, das Zölibat, sowie die Heiligen- und Reliquienverehrung. Lediglich die Bibel ließ er als Glaubensquelle zu. Daher begann er auch mit einer Übersetzung in die englische Sprache, die sich zusehends gegenüber dem Französischen als Amtssprache durchzusetzen begann. Zur Verbreitung seiner Lehrer entsandte er Wanderprediger, die sogenannten Lollarden (vom niederländischen "lollaert", was so viel bedeutet wie "Murmeln von Gebeten"). Erst 1381, nach der Niederwerfung des südenglischen Bauernaufstands der Lollarden geführt von Wat Tyler und John Ball, ging die englische Kirche gegen diese Bewegung vor. Wyclif starb am 31. Dezember 1384 in seiner Pfarrei. Zu seinen Befürwortern zählten neben Richard II., John of Gaunt oder Percy of Northumberland.23 Trotzdem setzte nach Wyclifs Tod eine repressive Verfolgung der Lollarden ein, ihre Lehre überlebte allerdings. Es sollte nicht lange dauern und man wurde ihr – zumindest teilweise – wieder gegenwärtig, als man daran ging für England eine eigene Kirche zu schaffen, zumal einige Elemente der kommenden Reformation schon bei den Kirchenkritikern des späten 14. Jahrhunderts zu lesen waren.
Die eigentlichen Kritikpunkte hatten also nichts, mit dem Verhalten der Kirche in Zeiten der Pest zu tun. Sie betrafen Zustände, die über kurz oder lang ohnehin zur Sprache gekommen. Die Pest hatte nur dafür gesorgt, dass die Diskussion rascher in Gang gekommen war, denn nach ihr herrschte

"[…] eine Periode eines neuen und aggressiven Antiklerikalismus, der seine Stärke aus der allgemeinen Unzufriedenheit und dem Zweifel der Leute an der geistlichen Autorität speiste. Es war ein Zeitalter der geistigen Unruhe, ein ständiges Infragestellen des Wertes der Kirche und ihres Verhalten in der Welt, eine Zeit der Geringschätzung überkommener Werte."24

In England und vorrangig in London blieb die Seuche bis zur sogenannten "Great Plague" von 1665 eine Konstante im täglichen Leben. Eine gewisse Anzahl an Pesttoten pro Monat war bereits etwas Alltägliches. Im Zeitalter des Kalten Krieges sprach man vom "Leben mit der Bombe". Jahrhunderte zuvor musste das Abendland in ständiger Furcht vor der Pest leben. Doch Angst vor der Seuche bedeutete gleichfalls Angst vor ihren Opfern, oder denen, die es womöglich werden konnten, denn niemand wusste, wie die Pest übertragen wurde. Bis zur Entdeckung der Yersinia pestis hatten die Menschen keine Ahnung, was die Ursachen für die Seuche waren und wie man sich am besten dagegen schützen konnte. Mit ihrem Auftreten entstanden die wildesten Theorien über ihren Ursprung. Die naheliegendste Vorstellung war, dass es sich um eine Strafe Gottes handelte. Wie Naturkatastrophen, so waren auch Seuchen, als Bestrafung für die Sünden der Allgemeinheit anzusehen. Zu diesen Verstößen gegen Gottes Gebote gehörten unter anderem: Schwören, zu wenig Besuche in der Kirche, Theaterbesuche oder ausgefallenen Frauenmode. Im Zuge des aufkommenden Interesses für die Naturwissenschaften, glaubten manche, dass Wetterumschwünge oder Änderungen am Himmel ein Klima erzeugten, das die Pest ermöglichte. Als 1583 die Seuche ausbrach, standen Saturn und Jupiter in Konjunktion zueinander. In den Jahren 1425 und 1485, in denen ebenfalls die Pest ausgebrochen war, gab es ähnliche Konstellationen, weshalb man meinte, Astrologen könnten den nächsten Pestausbruch vorhersagen. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden kritische Stimmen laut. Eine andere Theorie besagte, dass üble Gerüche die Ursache seien, und man könnte ihr entkommen, in dem man sich in Wohlgerüche hülle.25 Letztlich hieß es, dass bestimmte körperliche Gegebenheiten jemanden zum Pestopfer bestimmten. Genauso ungewöhnlich wie diese Spekulationen, erscheinen heute die Mittel, mit denen man versuchte der Krankheit beizukommen. Die Annahme, dass bestimmte Tiere die Überträger sein konnten, führte in manchen Gegenden zu regelrechten Massakern an Hunden und Katzen. Interessanterweise wurden die Ratten nie in solche Überlegungen miteinbezogen.26

Zu Lebzeiten Marlowes erlebte London drei größere Pestepidemien.27 Das bedeutet, dass sich die wöchentliche Zahl der Opfer auf über dreißig belief.28

Jahr alle Beerdigungen Pestopfer ca. Einwohnerzahl Sterblichkeit in %
1563 20.372 17.404 85.000 24,0
1578 7.830 3.568 101.000 7,8
1593 17.893 10.675 125.000 14,3

Das bedeutete nicht nur das Sterben vieler Menschen, sondern brachte jedes Mal all die Auswirkungen mit sich, die man seit 1346 kannte. Ein allgegenwärtiger Tod, den man nicht nur sehen und riechen, sondern dank der Totenglocken auch hören konnte, brachte das allgemeine Leben zum Stillstand.

"Most important of all, plague continued to inflict extraordinary stresses on ordinary men and women and on their social relationships. […] Plague was a reminder of the transience of everything connected with life. […] the social elite […] generally escaped infection. But they could not avoid fear of it, or stop it disrupting their normally being and successful lives."29

Egal welche Bedeutungen man dem Erscheinen des Schwarzen Todes für die Geschichte der Menschheit also beimessen mag, eines war unbestreitbar: Wo immer er auftauchte, verursachte er Chaos.


Boccaccio, Giovanni. 1990. Das Dekameron: Erster Band. Vol. 7. Insel-Taschenbuch. Frankfurt am Main: Insel.
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  1. Ziegler (1991)↩︎
  2. Gasquet (1908)↩︎
  3. Ziegler (1991)↩︎
  4. Pschyrembel (2014)↩︎
  5. Slack (1985)↩︎
  6. Gräfen (05.07.1999)↩︎
  7. Pschyrembel (2014)↩︎
  8. Gräfen (05.07.1999)↩︎
  9. Slack (1985)↩︎
  10. Boccaccio (1990), 13↩︎
  11. Ziegler (1991)↩︎
  12. Rychetsky (1997)↩︎
  13. Ziegler (1991)↩︎
  14. Reading (1914)↩︎
  15. Mahoney (2004), 132↩︎
  16. Ziegler (1991)↩︎
  17. Rychetsky (1997)↩︎
  18. Ziegler (1991)↩︎
  19. Slack (1985)↩︎
  20. Rychetsky (1997)↩︎
  21. Ziegler (1991)↩︎
  22. Rychetsky (1997)↩︎
  23. Schwanitz (1996)↩︎
  24. Ziegler (1991), 277↩︎
  25. Slack (1985)↩︎
  26. Evans (1998)↩︎
  27. Slack (1985)↩︎
  28. Evans (1998)↩︎
  29. Slack (1985), 17-18↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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