45 v.u.Z. führt Gaius Julius Caesar basierend auf den Arbeiten des Ägypters Sosigenes den sogenannten Julianischen Kalender ein. Bei seiner Berechnung waren einige Ungenauigkeiten passiert, doch die fielen zunächst kaum ins Gewicht. Das änderte sich, nachdem 325 das Konzil von Nicäa beschlossen hatte, für die Christenheit einen einheitlichen Ostertermin (erster Sonntag nach dem Frühlingsvollmond) einzuführen, welcher auch im Voraus berechnet werden sollte. Bereits im frühen Mittelalter erkannte man, dass die Überlänge des Kalenders wuchs, während der errechnete Frühlingsanfang immer weiter Richtung Jahresanfang rutschte. Sämtliche Versuche von kirchlicher Seite den Kalender zu erneuern, scheitertet. Erst die von Papst Gregor XIII. eingesetzte Kalenderkommission kam zu einem Ergebnis. Unter Verwendung des Compendium novae rationis restituendi Calendarium von Luigi Lilio präsentiert der Jesuit und Astronom Christoph Klau eine umfassende Kalenderreform. Am 24. Februar 1582 erließ der Papst die Bulle Inter gravissimas, die die Einführung des neuen, sogenannten Gregorianischen Kalenders befahl. Dieser beinhaltete etliche Neuerungen, wovon die zunächst auffälligste die Streichung von 10 Tagen war. Auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 (julianischen Datum) folgte Freitag, der 15. Oktober 1582 (gregorianisches Datum).
Leider war den Bemühungen der päpstlichen Kalenderkommission vorerst nur ein bescheidener Erfolg vergönnt. In Zeiten von Reformation, Gegenreformation und Glaubenskriegen war ganz Europa keineswegs bereit, eine Reform des Oberhaupts der katholischen Kirche zu akzeptieren, egal wie nützlich sie sein mochte. Erschwerend kam hinzu, dass man vergessen hatte, auf den wissenschaftlichen Aspekt der Novellierung aufmerksam zu machen. Zunächst übernahmen Spanien, Portugal, große Teile von Italien sowie einige Teile Polens den Kalender. Wenn auch nicht im Oktober, so doch immerhin im selben Jahr folgten Frankreich und das katholische Deutschland – wo sich einige Gegenden erst nach und nach damit vertraut machten. Es dauerte bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhundert bis sich der gregorianische Kalender weltweit durchgesetzt hatte.
Um ein Datum vom julianischen – auch alten – Stil genannt in den gregorianischen – oder neuen – Stil umzurechnen, müssen zum jeweiligen Datum eine bestimmte Anzahl von Tagen addiert werden.
Bis ausschließlich | 1. März 1700 | werden | 10 | Tage addiert. |
1. März 1800 | 11 | |||
1. März 1900 | 12 |
Der Wechsel von julianischem zum gregorianischen Kalender kompliziert die Datierung bestimmter Ereignisse nur zum Teil. Denn bereits vor der Kalenderreform hatte hinsichtlich eines Tages, der für den Kalender eines gesamten Jahres von größter Wichtigkeit ist, völlig Uneinigkeit geherrscht. Im Mittelalter unterschied man nämlich sechs verschiedene Jahresanfänge, von denen sich einige bis weit in die Neuzeit gehalten haben.
Name | Datum | verwendet in |
---|---|---|
Circumcisionstil | 1. Jänner | Münster, Polen |
Vorcäsarischer Jahresanfang | 1. März | Venedig |
Annunciationsstil (Marienjahr) | 26. März | Trier, Metz, Aquitanien, Auvergne, Angoumois, Limousin, Reims, Delft, Lothringen, England, Florenz, Siena, romanische Teil von Lausanne |
Ostern | Karfreitag oder -samstag | Frankreich, Burgund, Flandern, Brabant, Hennegau, Seeland, Cambrai, Touraine, Holland, Toul, Verdun |
Byzantinischer Jahresanfang | 1. September | Bari, Amalfi, Neapel, Gatea, Apulien, Calabrien, Rußland |
Weihnachten | 25. Dezember | Deutsche Kaiserreich, Mainz, Bremen, Magdeburg, Gnesen, Kammin, Salzburg, Prag, Ungarn, Minden, Köln, Osnarbrück, Utrecht, Lüttich, Dauphiné, Geldern, Friesland, England (bis Beginn des 11. Jhdts.), Mailand, Genua, Lucca, Padua, Estland, Livland, Basel, Konstanz, Chur, deutsche Teil von Lausanne, Genf, Luzern |
Was bedeutet das nun für Christopher Marlowe? Er lebte und wirkte in einem Land, das bis 1752 dem julianischen Kalender folgte und den Jahresanfang mit dem 25. März ansetzte. Stehen einem die notwendigen Umrechnungstabellen zur Verfügung, stellt dies kein Problem dar. Die Schwierigkeit liegt nicht in der Umrechnung, sondern in ihrer Unterlassung. In kaum einem Werk wird angegeben welcher Kalender bzw. Datumsstil verwendet wird. Falls nicht anders vermerkt, entsprechen hier alle Daten dem gregorianischen Kalender mit einem Jahresbeginn am 1. Jänner.