Lukian von Samosata ( * ~ 120; † nach 180) war ein bedeutender griechischer Satiriker. Erstaunlich viele seiner Werke sind erhalten. Anfänglich verwendete er die Dialogform und schreckte dabei nicht vor ungewöhnlichen Themen zurück. Seine Religionskritik kam in Göttergespräche und Totengespräche zum Ausdruck. In Hetärengespräche veröffentlichte er seinen Betrachtungen über das Gewerbe der käuflichen Liebe. Er kritisierte falsche Propheten, die Philosophieschulen oder dumme Bildungsbürger. Auch betätigte er sich in einem Genre, das später als Science Fiction bekannt werden sollte.
Im Mittelalter geriet Lukian in Vergessenheit und wurde während der Renaissance wiederentdeckt. Die Protestanten verwendeten ihn gerne als Vorbild für bissige Schriften gegen die Katholiken. Er beeinflusste François Rabelais, Thomas Moore und William Shakespeare. Andererseits galt Lukian als atheistischer Autor. Dabei wurden die Angriffe gegen verschiedene philosophische Schulen, die sich durch sein gesamtes Œuvre ziehen, mit seinen Äußerungen über die frühchristlichen Gemeinden in Der Tod des Peregrinus vermischt.1
"Die Unglückseligen nämlich haben sich eingeredet, dass sie gänzlich unsterblich seien und in Ewigkeit leben würden, weswegen sie den Tod verachten und die meisten sich freiwillig ausliefern. Dann hat sie noch ihr erster Gesetzgeber [Paulus] davon überzeugt, dass sie alle Brüder seien, wenn sie erst übergetreten seien und den griechischen Göttern abgeschworen hätten, jenen gekreuzigten Sophisten [Jesus] anbeteten und nach seinen Gesetzen lebten. So verachten sie alle weltlichen Dinge in gleicher Weise und halten alles für gemeinsamen Besitz und nehmen solches ohne einen vertrauenswürdigen Beweis hin. Immer wenn also ein zauberkundiger oder gewitzter Scharlatan zu ihnen kommt, der die Gelegenheit zu ergreifen weiß, so wird er in kurzer Zeit sehr reich, indem er diese einfachen Leute zum besten hält."2
Verglichen mit anderen zeitgenössischen Beschreibungen der ersten Christen sind solche Bemerkungen zwar nicht schmeichelhaft, aber geradezu harmlos.3 Nichtsdestotrotz hielt sich sein schlechter Ruf sehr lange. Laut John Lemprière glaubten einig neuzeitliche Autoren, Lukian wäre seiner Pietätlosigkeit sowie der Verspottung des Christentums wegen von Hunden in Stücke gerissen worden und stellt weiters fest:
"His frequent obſcenities, and his manner of expoſing to ridicule not only the religion of his country, but alſo that of every nation, have deſervedly drawn upon him the cenſure of every age, and branded him with the appellation of atheiſt and blaſphemer."4
Marlowe war eindeutig von Lukian beeinflusst und dass nicht nur, weil einer seiner berühmtesten Verse ("Was this the face that launched a thousand ships/And burnt the topless towers of Ilium?")5 eine Paraphrase aus Lukians Totengespräche ist. Der Einfluss war jedoch stilistischer Art und nicht religiöser.6 Letzteres unterstellt Gabriel Harvey in A New Letter of Notable Contents mit den Vergleichen zwischen Marlowe und Lukian. Wobei Harveys Einstellung zu Lukian ebenso ambivalent war wie die zu Piero Aretino. In jungen Jahren war er voll des Lobes für den Italiener, dessen Namen er später geradezu als Schimpfwort für Thomas Nashe verwendete.7 Ähnlich erging es Lukian, den Harvey immerhin so weit schätzte, dass er eine Ausgabe seiner Werke besaß.8