Edward Alleyn

Edward "Ned" Alleyn (* September 1566 bei London, † 25. November 1626) gehört als siebzehnjähriger zur Schauspieltruppe von William Somerset, Earl von Worcester. Spätestens 1587 wechselte er zu den Admiral’s Men.1 Neben Tamburlaine verkörperte er auch Faustus und Barabas. Gemeinsam mit Richard Burbage von den Chamberlain’s Men war er der populärste Schauspieler der elisabethanischen Epoche. Nach einem Streit mit Burbage zogen die Admiral’s Men 1591 ins Rose. Das war der Anfang eine fruchtbare Partnerschaft zwischen Alleyn und dem Besitzer des Theaters, Philip Henslowe. 1592 heiratete Alleyn Henslowes Stieftochter Joan Woodward. Im Oktober 1597 zog er sich, vermutlich nach einer Vorstellung von Doctor Faustus, von der Bühne zurück, kehrte aber ab 1600 von Zeit zu Zeit wieder.2 Von nun an widmete er sich mit seinem Schwiegervater der geschäftlichen Seite des Theaters, organisierte Unterhaltungsprogramme für den Hof und suchte neben dem finanziellen Erfolg auch den sozialen Aufstieg. 1600 veranlassten beide einen weiteren Theaterbau, das Fortune. Nach Henslowes Tod 1616 dürfte Alleyn einen Großteil seiner Geschäfte übernommen haben. Sie florierten wie schon zuvor, was ihm 1619 ermöglichte das College of God’s Gift zu gründen, wo zwölf Jungen sowie zwölf Pensionäre untergebracht werden sollten. Mittlerweile heißt es Dulwich College und ist eine Knabenschule. Als Joan 1623 verstarb, heiratete Alleyn Constance, die Tochter des Dichters John Donne. Die Ehe dauerte bis zu Alleyns Tod drei Jahre später.

Anonym: Edward Alleyn. Öl auf Leinwand. 1626(?). Dulwich College. CC0

Die Theatrical Review veröffentlichte in ihrer zweiten Nummer 1763 einen Brief von George Peele an Christopher Marlowe. Laut Peel hätte Shakespeare in Hamlets Anweisungen an den Schauspieler (III,2) Edward Alleyns Auffassung von der Schauspielkunst niedergeschrieben. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass Hamlet um 1600 entstand, Peele allerdings bereits 1598 und Marlowe 1593 gestorben waren. Tatsächlich war dieser Brief eine nicht gerade gelungene Fabrikation von George Steevens. Obwohl die Fälschung offenkundig war,3 wurde seither wiederholt kolportiert Edward Alleyn wäre ein pathetischer Darsteller mit Hang zum Outrieren gewesen und Shakespeare habe sich nicht nur in der Figur des Erstens Schauspielers4 in Hamlet, sondern auch mit Pistol5 in Henry IV und The Merry Wives of Windsor über Alleyns Stil lustig gemacht. Dem widersprechen allerdings die zeitgenössischen Äußerungen,6 die seine Schauspielkunst rühmen, ohne zu beschreiben, warum er so großen Anklang fand.7 Alleyn dürfte über eine markante, tragende Stimme, einen besonderen Gang sowie eine ungewöhnliche Statur verfügt haben. Man schätzt ihn auf mindestens 1,78 Meter. Wenngleich nicht aus gegenwärtiger Sicht so war das gemessen am elisabethanischen Standard sehr groß.8 Auf einer kleinen Bühne wie im Rose, muss er gigantisch gewirkt haben.9


Armstrong, William A. 1954. “Shakespeare and the Acting of Edward Alleyn.” Shakespeare Survey 7: 82–89. https://doi.org/10.1017/CCOL0521064201.008.
Cerasano, S. P. 1998. “Edward Alleyn’s "Retirement" 1597-1600.” Medieval & Renaissance Drama in England 10: 98–112.
———. 2005. “Edward Alleyn, the New Model Actor, and the Rise of the Celebrity in the 1590s.” Medieval & Renaissance Drama in England 18: 47–59.
Harrison, G. B. 1927. “Shakespeare’s Actors.” In A Series of Papers on Shakespeare and the Theatre, edited by H. Milford, 62–87. London: Oxford University Press.
Hosking, George Llewellyn. 1952. The Life and Times of Edward Alleyn: Actor, Master of the King’s Bears, Founder of the College of God’s Gift at Dulwich, with a Brief Account of the Foundation up to Its Remodelling in 1857 and a Note on the Picture Gallery. London: Jonathan Cape.
Nungezer, Edwin. 1929. A Dictionary of Actors and of Other Persons Associated with the Public Representation of Plays in England Before 1642. New Haven: Yale University Press.
Shakespeare, William. 1934. Hamlet. The Works of Shakespeare. Cambridge: Cambridge University Press.
Taylor, Gary. 2002. “Shakespeare Plays on Renaissance Stages.” In The Cambridge Companion to Shakespeare on Stage, edited by Stanley Wells and Sarah Stanton, 1–20. Cambridge: Cambridge University Press. https://doi.org/10.1017/CCOL0521792959.001.

  1. Cerasano (2005)↩︎
  2. Cerasano (1998)↩︎
  3. Armstrong (1954)↩︎
  4. Harrison (1927); Shakespeare (1934)↩︎
  5. Hosking (1952); Taylor (2002)↩︎
  6. Armstrong (1954)↩︎
  7. Nungezer (1929)↩︎
  8. Cerasano (1994)↩︎
  9. Bowsher (2000)↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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