Vereinfach ausgedrückt, betrachtete der griechische Philosoph Epikur (341-270) das Streben nach Lust als Basis der menschlichen Existenz, wobei "Lust" nicht mit Sinnesfreuden gleichzusetzen ist, sondern mit innerem Frieden, der durch Vernunft, Mäßigung und Tugendhaftigkeit erreicht werden kann. Ein wichtiger Punkt war außerdem die Beseitigung der Furcht, insbesondere vor dem Übernatürlichen. Der Epikureismus leugnet nicht die Existenz der Götter, geht aber davon aus, dass sie sich nicht für die Menschen interessieren. Es kommt zu keiner Interaktion zwischen Göttern und Menschen, weshalb Opfergaben sowie Gebete sinnlos sind und eine göttliche Vorsehung schlichtweg nicht existiert. Alles was passiert, hat eine natürliche Ursache. Demzufolge gibt es kein Leben nach dem Tod, eine etwaige Bestrafung für das zuvor geführte Leben fällt weg, daher ist die Angst vor dem Tod unbegründet. Man kann sich leicht vorstellen, dass christliche Religionen dieser Philosophie wenig abgewinnen konnten.
Francis Meres stellte 1598 in Palladis Tamia erstmals eine wenn auch gewagte Verbindung über den französischen Schriftsteller Étienne Jodelle zwischen Marlowe und dem Epikureismus her. Abwegig ist diese Theorie nicht. Sollte Marlowe sich wirklich damit auseinandergesetzt haben, könnte das einige seiner angeblichen Aussagen erklären, bzw. warum diese eventuell missverstanden worden sind.