Zwischen Oktober 1588 und September 1589 erschienen unter dem Pseudonym "Martin Marprelate" puritanische Pamphlete, die die Englische Kirche und John Whitgift, den Erzbischof von Canterbury attackierten. Whitgift, ein Calvinist, hegte wie Elizabeth I. eine große Abneigung gegen die Puritaner. Die Staatskirche reagierte, indem sie Schriftsteller wie Anthony Munday, John Lyly und Thomas Nashe (vielleicht auch Robert Greene) beauftragte, zurückzuschlagen. Die Anti-Martinisten verfassten die Gegenschriften zu den Martin Marprelate-Pamphleten.
Es ist nie zweifelsfrei geklärt worden, wer sich hinter Martin Marprelate verborgen hat. Vermutlich waren es der englische Parlamentarier Job Throckmorton, ein Neffe des Diplomaten Nicholas Throckmorton und damit ein Cousin von Elizabeth Throckmorton, der Frau von Walter Raleigh sowie der walisische Prediger John Penry.1
Rückblickend wirkt diese Kontroverse ähnlich dem Streit um die Lehre von Pierre de la Ramée trivial. Wie in der Wissenschaft waren die Richtungsstreitigkeiten innerhalb der Englischen Kirche aber tagespolitisch hochaktuell und konnten darüber hinaus tragisch enden. Obwohl Penrys Beteiligung an den Martin Marprelate-Pamphleten nie bewiesen worden ist, hatte er sich den unversöhnlichen Hass von John Whitgift zugezogen, der maßgeblich daran beteiligt war, dass Penry nach einer fadenscheinigen Anklage 1593 verurteilt und hingerichtet wurde.
Nachhaltigen Einfluss übten die Pamphlete nicht auf die Kirche, sondern auf die Literatur aus, vor allem des draus resultierenden langjährigen Streits zwischen Thomas Nashe und Gabriel Harvey wegen.
"The Marprelate controversy and the quarrel of Harvey and Nashe suppled the joints of English prose almost incredibly. Without such models one could hardly imagine the language of Lyly and Greene being accelerated in less than a generation into the talk of Falstaff or such a gem of vilification as that of Kent ond Oswald […]"2
Marlowe selbst war in die Debatte nicht involviert. Dafür wurde er in Schriften Harveys und Nashe, die aus der Kontroverse resultierten, öfters erwähnt.