Von allen Werken Lucans blieben nur die unvollendeten zehn Bücher De bello civili erhalten. Das Epos schildert den Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompejus, dessen Höhepunkt die Schlacht bei Pharsalos war, weshalb es bereits vom Autor selbst Pharsalia genannt wurde. Lucan fing die Arbeit um das Jahr 59 an. Das erste Buch beginnt mit Caesers Überschreiten des Rubicons. Das zehnte endet mit Caesars Ankunft in Alexandria. (Wahrscheinlich sollte das Epos insgesamt zwölf Bücher umfassen.) Mit Lucan erfuhr die Gattung des Epos wesentliche Veränderungen. Er verzichtet auf die obligatorische Götterszene und drängt das mythologische Moment überhaupt an den Rand. Statt dessen legt er mehr Wert auf geographische und wissenschaftliche Beschreibungen. Außerdem nimmt er persönlich zu den Ereignissen Stellung. Die Pharsalia entstand in bewussten Widerspruch zu Vergil. Ihre Grundstimmung ist pessimistisch, ein strahlender Held fehlt. Die Handlung wird von drei Personen: Caesar, dem Machtmenschen, Pompejus, den die äußeren Umstände zum Vertreter einer besseren Sache machen und Cato, der unbeirrt zu seinen Prinzipien steht, getragen. Lucan zeigte sich damit als Gegner der Monarchie und Bewunderer von Cato, dem Jüngeren.
Die Pharsalia war bereits im Mittelalter bekannt gewesen. Dante zollte Lucan im Vita Nova Lob und stellte ihn in der Divina Commedia neben Homer, Horaz und Ovid.1
Im Europa des 16. Jahrhunderts herrschte eine rege Übersetzungstätigkeit. Auch dabei erfolgte die Entwicklung in England anders als auf dem Kontinent, wo das Übersetzen eine Frage der Kunst war. Für Übersetzungen antiker Werke existierten ebenso formale und metrische Kriterien wie für die Literatur. Bei den Engländer stand mehr der Inhalt im Vordergrund, der den nationalen Bedürfnissen entsprechen mussten. Wenn etwa Alexander Barclay um 1520 den Bellum Iugurthinum oder Thomas Paynell 1541 die Catilinae coniuratio von Sallust übersetzten, geschah das mit dem Hintergedanken die Leserschaft zur politischen Einheit aufzurufen und vor Angriffen auf den Staat zu warnen. Anfänglich wurden hauptsächlich wissenschaftliche und philosophische Werke übersetzt. Später wandte man sich den Historiker zu, die Dichtung wurde jedoch weiterhin vernachlässigt. Das änderte sich unter Elizabeth I. Zwischen 1558 und 1572 erschienen fast viermal so viele Übersetzungen wie unter Henry VIII. Dabei wurde weiterhin auf Zweckmäßigkeit Wert gelegt. Mit Hilfe der Übersetzungen sollten den Elisabethanern die Gefahren gezeigt werden, die entstanden, wenn Aufruhr, Intrige oder Bürgerkrieg die staatliche Ordnung bedrohten. Aus dieser Einstellung heraus wuchs in den sechziger Jahren das Interesse am Werk Lucans.2
Marlowe begann mit seiner Arbeit vermutlich an der Universität in Cambridge, was auch erklären würde, warum er nur das erste Buch vollendete. Der Eintrag ins Stationers' Register wurde am 8. Oktober 1593 vorgenommen, der früheste erhaltene Druck stammt von 1600.3 1614 fertigte Arthur Gorges, ein Cousin von Walter Raleigh, die erste englische Gesamtübersetzung an. Raleigh selbst schrieb dafür ein Vorwort.4
Marlowe wählte für seine Überrsetzungen Werke der Epiker, die am vehementesten gegen das Römische Imperium eingestellt waren. Indem er erstmals Lucan übersetzte, öffnete er das Tor für den englischen Republikanismus, dessen große Theoretiker Algernon Sidney und James Harrington im 17. Jahrhundert wiederholt das erste Buch der Pharsalia zitierten.5