William Shakespeare

William Shakespeares (getauft 26. April 1564; † 3. Mai 1616) Leben und Werk darf als bekannt vorausgesetzt werden.

Die gegenseitige Beeinflussung von Marlowe und Shakespeare ist ein unerschöpfliches Thema, über das bereits Bücher verfasst worden sind. (Die folgenden Ausführungen sind daher bewusst knapp gehalten.) Direkten Bezug auf Marlowe gibt es in The Merry Wives of Windsor und As You Like It. In beiden Stücken wird aus den lyrischen Werken, nicht aus den Dramen zitiert.

Wiederholt steht zu lesen, Marlowe sei der Wegbereiter Shakespeares gewesen. Falls das stimmt, ist Shakespeare sehr früh von diesem Weg abgebogen. In der Gesamtbetrachtung ihrer Werke überwiegt das Trennende.

"Marlowe’s true successors […] were the Jacobean dramatists like Webster, Middleton, and Ford, who rejected the Shakespearian synthesis and, beginning with Marlowe’s sceptical view, sought in their independent ways for a comprehensive vision of reality."1

Der marlowesche Held blitzt vereinzelt bei Shakespeare durch: Aaron in Titus Andronicus, Suffolk, York und Margaret in Henry VI2, Richard III. sowie Jago. Es bedurfte Marlowe, damit Gloucester sagen konnte: "I am myself alone."3 Allerdings erlaubte Shakespeare diese marloweschen Charakterzügen keine weitere Entwicklung und verharrte in der moralisch eindeutigen Klassifizierung von Gut und Böse, die Marlowe immer fremd war.4 Auch ist für ihn Leiden kein mystischer Zustand, den es gilt mit Worten zu veredeln.

"Whereas Shakespeare, like Sophocles, mystifies and ennobles human suffering, Marlowe demystifies and brutally degrades it, making it the occasion for a monstrous joke about social relations."5

In ihre Historien gehen sie ebenfalls von ungleichen Voraussetzungen aus. In shakespeareschen Historien ist Geschichte ein vom Schicksal vorherbestimmter Ablauf zur Befreiung Englands von seinen Feinden. Bei Marlowe wird Geschichte von der Fähigkeit der Machthaber bestimmt.6 Der augenscheinlichste Unterschied zwischen beiden ist jedoch ihre Einstellung zur Ordnung.7 Shakespeare ist eine Ordnungsfanatiker. Sobald die geordnete Welt aus den Fugen gerät, wird alles daran gesetzt die Störenfriede zu eliminieren. Erst mit deren Ende ist die Harmonie wiederhergestellt. Bei Marlowe war die Welt noch nie in Ordnung und das Ableben der Verursacher der Unordnung ändert daran kaum etwas. Shakespeare versucht die Subversion wettzumachen, Marlowe verstärkt sie.8 Kurzgefasst: Marlowes "[…] work is transgressive where Shakespeare’s is bourgeois."9


  1. Ribner (1963), 114↩︎
  2. Brooke (1961)↩︎
  3. 3 Henry VI. V,6,84↩︎
  4. Brooke (1961)↩︎
  5. Goldberg (1992), 237↩︎
  6. Ribner (1955); Bevington (2008)↩︎
  7. Ribner (1963); Ribner (1964)↩︎
  8. Goldberg (1992); Cartelli (1999)↩︎
  9. Bartels and Smith (2013), 1↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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