Die Hinterlassenschaft der elisabethanischen Dramatiker geh weit über Marlowe und Shakespeare hinaus. Den passenden Autor für ein Stück dieser Epoche zu finde, ist seit jeher ein schweres Unterfangen. Für einige wurde und wird Marlowe als Verfasser in Betracht gezogen.
Lust’s Dominion
Der erste erhaltene Druck von Lust’s Dominion von 1657 stammt von Francis Kirkman, der auf der Titelseite Christopher Marlowe als Verfasser nennt. Das Stück ist eine Rachetragödie im Stil von Kyds The Spanish Tragedy oder Shakespeares Titus Andronicus. Bis 1825 wurde die Zuschreibung nicht bezweifelt. Für Ludwig Tieck galt das Drama 1823 noch als Werk Marlowes.1 Dann bemerkte J. P. Collier, dass eine Szene (I,3) überwiegend auf den Text eines Pamphlets über den Tod Philipp II. von Spanien basiert, das erst 1599 in England veröffentlicht wurde. Marlowe kam somit als alleiniger Autor nicht mehr in Frage. Seither wurden unterschiedliche Theorien über den oder die Verfasser des Dramas aufgestellt.2 Wenn auch darüber noch keine Einigkeit herrscht, dann wenigstens dahingehend, dass Marlowe das Werk in der vorliegenden Fassung nicht geschrieben hat.3
Arden of Faversham
Das Stück aus dem Jahre 1592 gilt als erstes bürgerliches Drama Englands. Es basiert auf der tatsächlichen Ermordung von Thomas Arden durch seine Frau Alice und ihren Liebhaber im Jahre 1551. Da Faversham etwa fünfzehn Kilometer von Canterbury entfernt liegt, hatte Marlowe sicher von dem Ereignis gehört. Allerdings hatte der Vorfall so großes Aufsehen erregt, dass er sogar in Holinshed’s Chronices aufgenommen worden war.
The Rape of Helen
Der Biograph und Antiquar Thomas Coxeter behauptete im 18. Jahrhundert, Marlowe habe eine englische Übersetzung von Thomas Watsons Helenae Raptus verfasst. Man weiß zwar von Watsons lateinischer Version von Coluthus Der Raub der Helena, doch Marlowes Übertragung, so sie denn je existiert hatte, blieb verschwunden.
The Troublesome Reign of King John of England
Das Drama in zwei Teile entstand vermutlich 1589 und wurde 1591 mit dem Hinweis, dass es von den Queen’s Men gespielt worden sei, veröffentlicht. Die Erwähnung von Tamburlaine im Prolog dürfte die einzige wirkliche Verbindung zu Marlowe sein.
Henry VI
2016 gab die New Oxford Shakespeare-Ausgabe Marlowe als Mitautor von Shakespeares Henry VI an. Das bedeutet nicht, dass die Herausgeber an der Existenz Shakespeares zweifeln. Sie akzeptierten lediglich die Untersuchungsergebnisse des Textkörpers durch computergestützte Analysetools.
Edward III
Über die Urheberschaft dieses Werk wurde lange spekuliert, wobei Marlowe einer von vielen möglichen Kandidaten war. Mittlerweile wird Shakespeare als Autor favorisiert.