Henri III. führte am Hof eine strenge Etikette ein, auf deren Einhaltung er viel Wert legte. Ausnahmen gab es nur für die Mignons. Während das Wort "mignon" in England schon eine etwas anrüchige Konnotation besaß, hatte es in Frankreich keinen negativen Beigeschmack.1 Es bedeutete so viel wie "Favorit" und war seit der Regentschaft Charles VIII. (1470-1498) in Gebrauch.
Für Herrscher war es nichts besonders Söhne führender Adelsfamilien um sich zu versammeln und ihnen besondere Gunstbeweise zuteilwerden zu lassen. In der heutigen Zeit mag diese teilweise exaltierte Schwärmerei sonderbar anmuten, damals hielt man sie nicht für ungewöhnlich. Die erste Gruppe von Mignons bestand aus Männern, die der spätere Henri III. 1573 bei der Belagerung von La Rochelle kennengelernt hatte. Sie alle waren ausnahmslos gute Kämpfer und verfügten über einen Mut, der an Todesverachtung grenzte. Ihre Erscheinung hingegen war stutzerhaft und ihr Auftreten anmaßend. Denn im Gegensatz zu den Favoriten vorangegangener Herrscher entstammten diese nicht dem Hochadel, sondern gänzlich unbedeutenden Familien. Daher waren sie völlig vom König abhängig, der sie mit Titeln, Ämtern und Reichtümern überhäufte, ihnen diese aber auch ganz schnell wieder wegnehmen konnte. Der königliche Haushalt sowie der Tagesablauf waren auf die Mignons abgestimmt, die Mitglieder alteingesessener Häuser waren hingegen ausgeschlossen.2
Seit dem "Duell der Mignons" stießen die Favoriten des Königs auch in der Bevölkerung auf Ablehnung. Auslöser des Ereignisses war ein Wortgefecht zwischen den Mignons Charles de Balzac, Baron d’Entragues und Jacques de Lévis, Graf de Caylus über die Keuschheit einer bestimmten Dame. Daraufhin forderte Balzac Caylus. Das Duell fand in den Morgenstunden des 27. Aprils 1578 am Pferdemarkt nahe der Bastille statt. Caylus kam in Begleitung von Louis de Maugiron und Jean d’Arcès, Baron de Livarot. Balzacs Sekundanten waren François d’Aydie, Vicomte de Ribérac und Georges de Schomberg. Entgegen der Regeln griffen auch die Sekundanten in den besonders brutalen Kampf ein. Maugiron und Schomberg starben während des Duells, Ribérac erlag am nächsten Tag seinen Verletzungen, Caylus starb dreiunddreißig Tage später. Livarot wurde wieder gesund, blieb indessen schwer entstellt. Lediglich Balzac kam mit einer leichten Verwundung davon. Henri III., der Caylus jeden Tag besucht hatte und in dessen Armen er gestorben war, ließ in der Kirche Saint Paul ein prächtiges Grabmal für seinen Favoriten errichten. (Nach der Ermordung des Herzogs von Guise wurde es von den aufgebrachten Parisern zerstört.) Die Brutalität und Sinnlosigkeit dieser Konfrontation, schockierte das Land. Die von vielen als übertrieben pompös betrachtete Trauer des Königs trug endgültig dazu bei, die Mignons in ein schiefes Licht zu rücken.