Lightborn

Lightborn ist der Mörder Edward II. in Edward II. Er wird von Mortimer in [Szene 21] beauftragt den abgesetzten König zu töten, ohne dass jemand herausfinden darf, woran dieser gestorben sei. Lightborn erdrückt Edward und wird danach von dessen Bewachern auf Geheiß Mortimers in der darauffolgenden Szene erstochen.
Für diese Figur gibt es kein historisches Vorbild. Er ist der erste professionelle Mörder auf der Theaterbühne.1 Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurden Attentäter zusehends aktiver. Sie gingen dabei eher stümperhaft ans Werk, was sie nicht daran hinderte, gelegentlich erfolgreich zu sein. Wie Jacques Clément wurden sie entweder sofort getötet oder erlebten wie Balthasar Gerards und François Ravaillac eine so grausame Hinrichtung, dass sie sich wünschten, man hätte sie ebenfalls gleich umgebracht. Männer konnten – ähnlich wie Robert Poley ihr Leben als professionelle Agenten verbringen, aber der Profikiller war noch nicht geboren – außer im Theater. Schon vor Marlowe wurde auf der Bühne im Auftrag gemordet. Die Täter waren anonyme Figuren mit bestenfalls allegorischen Bezeichnungen. Marlowe hatte jedoch das Bühnenpotential krimineller Charaktere erkannt.2 In Edward II erhält der Mörder einen Identität und eine Biografie.


Blass, Jakob. 1913. “Die Entwickelung der Figur des gedungenen Mörders im älteren englischen Drama bis Shakespeare.” Dissertation, Gießen: Hessischen Ludwigs-Universität.

  1. Blass (1913)↩︎
  2. Cunningham (1990)↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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