Roger Mortimer, Earl von March (* 25. April 1287; † 29. November 1330) war der älteste Sohn von Edmund Mortimer und Margaret de Fiennes. 1301 heiratete er Joan de Geneville, durch deren Familie er nicht nur Ludlow Castle, sondern auch ausgedehnte Besitzungen in Irland und den Welsh Marches erhielt. Darunter verstand man die Grenzregion zwischen Wales und England. (Die Eroberung Wales durch Edward I. war erst 1283 abgeschlossen worden.)
Nachdem sein Vater 1304 gestorben war, bestimmte Edward II. für weniger als zwei Jahre Gaveston zu Mortimers Vormund. Es ist nicht bekannt, dass es zwischen ihm und dem königlichen Favoriten zu Differenzen gekommen wäre. 1308 ging Mortimer nach Irland, wo er in zahlreichen Gefechten erfolgreich war. Er kehrte erst 10 Jahre später nach England zurück.
Bei seiner Rückkehr zeichnete sich bereits di Schwierigkeiten zwischen den Marcher Lords und Despenser ab, die ab 1321 in einen Krieg münden sollten. Die Marcher Lords herrschten in ihren Gebieten beinahe autonom, was durch zahlreiche Privilegien gefördert wurde. Eventuelle Konflikte hatten sie untereinander ausgetragen. Indem der König Despenser für seinen Landraub Rückendeckung gab, sahen die Lords ihre Existenz bedroht. Der Aufstand der Marcher Lords konnte von Edward II. niedergeschlagen werden. Mortimer wurde 1322 verhaftet und im Tower inhaftiert. Im Sommer des folgenden Jahres gelang ihm die Flucht nach Frankreich, wo er 1325 auf Isabella und den englischen Thronfolger traf. Mortimer war an den Vorbereitungen für eine Invasion in England um die Despensers zu entmachten, maßgeblich beteiligt. Irgendwann in dieser Zeit begann das Verhältnis zwischen Mortimer und der englischen Königin, das bestehen blieb, nachdem die Despensers hingerichtet und Edward II. die Krone an seinen Sohn übergeben hatte. Mortimer verfügte über kein offizielles Amt, blieb jedoch am Hof und dürfte in den folgenden Jahren mit Unterstützung der Königin die eigentliche Macht ausgeübt haben. Jedenfalls eignete er sich in dieser Zeit ganz in der Tradition der Despensers Land, Reichtümer und Titeln an. Als er gemeinsam mit Isabella 1330 auf die Hinrichtung des Earls von Kent drängte, verlor er jeglichen Rückhalt bei Adel und Bevölkerung. Am 19. Oktober 1330 wurde er auf Befehl Edward III. verhaftet. Bei der folgenden Gerichtsverhandlung wurden ihm Hochverrat, Veruntreuung sowie andeutungsweise der Mord an Edward II. zur Last gelegt. Obwohl Isabella bei ihrem Sohn für Mortimer eintrat, wurde er am 29. November 1330 in Tyburn gehängt.
Roger Mortimer blieb seiner Gattin während der Liaison mit Isabella soweit verbunden, dass er sie besuchte und finanziell absicherte. Bis 1321 gebar ihm Joan de Geneville wenigstens 12 Kinder. Daher ist Mortimer über 10 Generationen ein direkter Vorfahre von Elizabeth I.
Edward II
Bis [Szene 19] deutet nichts auf eine intime Beziehung zwischen Mortimer und Isabella hin. Ebenso wenig gibt es Anzeichen dafür, dass Mortimer die Herrschaft über England erlangen möchte. Nach der Absetzung von Edward II. nimmt er geradezu machiavellistische Züge an. Für Edward III. ist er ein Verräter, doch Mortimer selbst sieht sich nicht als solcher.1 In seinen Augen ereilt ihn das Schicksal eines Herrschers im Sinne Machiavellis:
"Base fortune, now I see, that in thy wheele
There is a point, to which when men aspire,
They tumble hedlong downe, that point I touchte,
And seeing there was no place to mount up higher,
Why should I greeve at my declining fall?
Farewell faire Queene, weepe not for Mortimer,
That scornes the world, and as a traveller,
Goes to discover countries yet unknowne."2
Marlowes Figuren haben oft solche extremen Brüche. Barabas mutiert vom erfolgreichen Kaufmann zum massenmordenden Machtmenschen, Guise hingegen beginnt als erfolgreicher Machiavellist und endet als eifersüchtiger Hahnrei. Wie die beiden so macht auch Mortimer am Höhepunkt seiner Macht schwere Fehler. Abgesehen von der unnötigen Hinrichtung Kents, lässt er zwar Lightborn töten, verabsäumt es aber die beiden anderen Mitwisser, Maltravers und Gurney, ebenfalls aus dem Weg zu räumen.