Isabeau (* ca. 1295, † 22. August 1358) war die einzige überlebende Tochter des französischen Königs Philippe IV. und Jeanne de Navarre. Ihr Geburtsjahr wird mit 1295 nur vermutet. Bereits 1303 im Frieden von Paris vereinbarten ihr Vater und Edward I. eine Ehe mit dem englischen Thronfolger Edward, der zum Zeitpunkt der Hochzeit am 25. Jänner 1308 in Boulogne bereits König von England war. Die Zeitgenossen beschrieben Isabella als sehr schöne, charmante und intelligente Frau. Zunächst interessierte sie ihren Gatten kaum, vermutlich weil sie zu dem Zeitpunkt nicht viel älter als 12 Jahre war, was einen späteren Vollzug der Ehe nahelegt. Isabella gebar ihr erstes Kind vier Jahre später, Edward II. hatte vorher zumindest einen illegitimen Sohn gezeugt.1
Es ist nicht bekannt, wie Isabella auf den königlichen Favoriten Piers Gaveston reagiert hat. Philippe IV. intervenierte bald nach der Hochzeit bei Edward II., von dem er fand, er würde Isabella nicht angemessen behandeln. Dieses Eingreifen zeigte zwar die gewünschte Wirkung, Gavestons Vormachtstellung blieb dennoch unangetastet. Er dürfte die Königin bestenfalls ignoriert haben und sie ließ es nie zu einer Konfrontation mit ihm oder ihrem Gatten kommen. In der Auseinandersetzung zwischen dem König und der Adelsopposition unterstützte sie stets Edward II., der über die Geburt des Thronfolgers Prinz Edward 1312 höchst erfreut war.
Das Verhältnis zwischen Isabella und ihrem Gatten wurde nach Gavestons Tod enger. In den kommenden Jahren führte die Königin das typische Leben einer mittelalterlichen Herrscherin ohne nennenswerten Zwist mit ihrem Gemahl. Bis 1321 bekam sie drei weitere Kinder.
1318 wurde Hugh Despenser Lord Chamberlain des königlichen Haushalts und in kürzester Zeit der engste Vertraute des Königs. Im Gegensatz zu Gaveston setzte Despenser alles daran, die Ehe Edward II. zu zerstören. Unterstützt wurde er dabei von einer massiven Verschlechterung der englisch-französischen Beziehungen. Isabellas Bruder Charles IV. verlangte von seinem Schwager die Huldigung für die englischen Lehen in Frankreich, Edward II. leistete dem Wunsch aber nicht Folge. 1324 eskalierte die Situation und Frankreich besetzte die Gascogne. Sofort wurden Isabella zur Feindin erklärt. Alle französischen Edelleute, die mit ihr an den englischen Hof gekommen waren, mußten das Land verlassen. Sämtliche Besitzungen der Königin wurden eingezogen, wodurch sie über keinerlei finanzielle Mittel mehr verfügte. Despenser überredete den König sogar, den Papst um eine Annullierung der Ehe zu bitten. Zwischenzeitlich bot Charles IV. an, er werde alle okkupierten Gebiete räumen, wenn Edward II. seinen Sohn zum Herzog von Aquitanien machen würde und dieser mit seiner Mutter nach Frankreich käme, um den Lehenseid zu leisten. So segelte Isabella am 9. März 1325 nach Frankreich, wo sie von ihrem Bruder Charles IV. liebevoll empfangen wurde. Im September folgte ihr Prinz Edward. Natürlich war man in England davon ausgegangen, dass beide nach Abschluss eines Vertrags und der Huldigung wieder zurückkämen, doch Isabella dachte gar nicht daran. Sie verweigerte ihre und die Rückkehr ihres Sohnes, solange Edward II. sich nicht von Despenser getrennt hatte. Eine Königin, die ablehnte, in ihr Land zurückzukehren war ein Sicherheitsrisiko, eine Gemahlin, die sich dem Willen ihres Gatten widersetzte, war unvorstellbar. Im Mittelalter wurden Frauen als Eigentum ihrer Männer betrachtet und hatten diese nicht zu verlassen, egal wie schlecht sie sie behandelten. Isabellas Entscheidung war mutig, sie konnte sie sich aber nur leisten, weil sie – ebenfalls entgegen aller damals herrschenden Konventionen – umfassende Rückendeckung erhielt. Ihr Bruder, die Kirche und die Bevölkerung unterstützten sie. Wahrscheinlich verstand Edward II. ob dieser Entwicklung die Welt nicht mehr. Dieser Beistand war nicht uneigennützig. Sämtliche Adelige, die vor Despenser auf den Kontinent geflohen waren, erhoffen sich von Isabella entweder die Absetzung des verhassten Günstlings oder die Legitimierung eines eventuellen militärischen Schlags gegen den englischen König. Charles IV. sah in dem Disput eine Chance, die Gascogne für Frankreich zu gewinnen, doch ein französisches Heer, das in England gegen den König kämpfen sollte, hätte von den Engländern keinerlei Hilfe erfahren. Frankreichs König fand mit seiner Schwester eine andere Lösung, bei der ihre Cousine Jeanne de Valois eine wichtige Rolle spielte. Sie war mit dem bedeutenden Grafen Willem I. von Holland, Zeeland und Hennegau, wo Roger Mortimer seit seiner Flucht aus dem Tower eine Truppe gegen Edward II. aufzustellen versuchte, verheiratet. Im Dezember 1325 kam Jeanne der Beerdigung ihres Vaters wegen nach Paris. Gemeinsam mit Charles IV. und Isabella beschloss sie, eine Invasion Englands solle vom Gebiet ihres Mannes aus geleitet werden. Zur selben Zeit traf Mortimer die englische Königin wieder und beide begannen eine Affäre, von der man spätestens im Frühjahr 1326 in England und Frankreich wusste. Im Sommer reiste Isabella ins Hennegau, wo sie einen Vertrag mit Graf Wilelm schloss, der unter anderem die Heirat seiner Tochter Philippa mit Prinz Edward vorsah.
Im Herbst segelte sie mit einer Armee nach England, wo sie auf keinen nennenswerten Widerstand traf. Edward II. und Despenser waren so unbeliebt, dass auch die Hinrichtung des Günstlings sowie die Absetzung des Königs akzeptiert wurden. Edward II. starb überraschend, wenige Monate nachdem sein Sohn zu Edward III. gekrönt worden war. Isabella übernahm die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn. Mortimer hatte darin keine offizielle Funktion, das Verhältnis der beiden blieb, allerdings bestehen. 1328 starb Charles IV. ohne männlichen Nachkommen. Obwohl England vorerst die Thronfolge seines Cousins Philippe de Valois akzeptiert hatte, spekulierte Isabella auf die französische Krone für ihren Sohn. Dafür schloss sie im selben Jahr einen höchst unpopulären Frieden mit Schottland. Die allgemeine Unzufriedenheit bot einen guten Nährboden für eine Verschwörung, in die führende Adelige, darunter der Earl von Kent, ein Halbbruder Edward II. verwickelt waren. Mit Kents Hinrichtung verspielten Isabella und Mortimer ihre letzten Sympathien. Im Herbst 1330 ließ Edward III. Mortimer verhaften. Isabella intervenierte zu seinen Gunsten bei ihrem Sohn, der nie viel Sympathie für ihren Geliebten gehegt hatte. Mortimer wurde hingerichtet, die Königinmutter, wenn überhaupt, nur als unschuldiges Opfer seiner Machenschaften erwähnt. Sie musste sich gänzlich aus der Politik zurückziehen, behielt jedoch ihre Güter samt Einkünften. Sie nahm weiter am Hofleben teil, erhielt regelmäßige Besuche von ihrem Sohn und hielt bis zu ihrem Tod 1358 die gute Beziehung zu ihren Kindern und Enkelkindern aufrecht.
Edward II
Isabella werden durch Edward II. ihre traditionellen Rollen als Gattin und Liebende entzogen, weshalb sie in das männliche Spiel von Politik und Intrige flüchtet.2 Ihre Ansprache an die Truppen (15,1-14) ist eines der seltenen Beispiele für marlowesche Rhetorik bei Frauen 3 Auch wenn Mortimer sie mit dem Hinweis, Kämpfer dürfen nicht so emotional sprechen, unterbricht, ist sie intelligenter als ihre Gegner und Verbündeten, die sie allesamt überlebt. Lediglich bei der Einschätzung ihres Sohn unterläuft ihr ein Fehler. Isabella ist die erste Frau auf der elisabethanischen Bühne, die dem Typus des Machiavellisten entspricht. Ihre "männlichen" Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen, Einfallsreichtum und Entschlossenheit machen sie zu einer wahren Königin. In einer Zeit, in der noch darüber debattiert wurde, ob Frauen eine Seele besitzen, gelang Marlowe mit der Schaffung von Isabella eine bemerkenswerte Leistung.4 Am stärksten ist Isabella, als es ihr gelingt Mortimer für die Rückrufung Gavestons aus Irland zu gewinnen. Dieser Moment der Intimität, in dem Marlowe geschickt den Bühnenraum ausnützt, ermöglicht ihr zwei Optionen, durch die sie nur als Gewinnerin hervorgehen kann. Indem sie die Rückkehr seines Favoriten ermöglichte, erhält sie wieder die Gunst ihres Gatten. Sollte sich Edward II. jedoch weigern, ihr seine Zuneigung zu schenken, wäre da immer noch der Plan Gaveston zu ermorden. Ein Mord, für den der König wohl eher Mortimer als Isabella verantwortlichen machen würde. Und sollte Mortimer sich tatsächlich auch gegen Edward II. erheben, so hätte die Königin von ihm kaum etwas zu befürchten.5