Aymer de Valence, Earl von Pembroke

Aymer de Valence, Earl von Pembroke (* um 1275, † 23. Juni 1324) war ein bedeutender Magnat und Verwandter des englischen Königshaus. Seine Großmutter Isabelle d’Angoulême war in erster Ehe mit John I. verheiratetet gewesen, war also eine Großmutter von Edward I. Er hatte gute verwandtschaftliche Beziehungen zu Frankreich, weshalb der König ihn auch gerne als Diplomat einsetzte. Als Edward II. auf den Thron kam fühlte Pembroke sich von dessen Favoriten Gaveston persönlich brüskiert. Er gehörte zu den Lords Ordainers und belagerte 1312 Scarborough Castle, wohin Gaveston nach seiner unerlaubten Rückkehr aus dem Exil, geflüchtet war. Gaveston ergab sich Pembroke, der versprache ihn vor ein ordentliches Gericht zu stellen und so lange für dessen Sicherheit garantierte. Am 9. Juni ließt er Gaveston in der Obhut einiger Gefolgsleute in Deddington, reiste aber selbst weiter nach Bampton Manor zu seiner Frau. Der Earl von Warwick ergriff die Gelegenheit und entführte Gaveston nach Warwick Castle, was letzten Endes zu dessen Ermordung führte. Pembroke betrachtete diesen Bruch der Regeln der Ritterlichkeit gleichfalls als Angriff auf seine persönliche Ehre. Obwohl er immer noch von den Ordinances überzeugt war, stand er von da an loyal zu Edward II. Er kämpfte mit dem König bei Bannockburn und versuchte danach zwischen ihm und Lancaster zu vermitteln. Zwar befürwortete er 1321 das Exil der Despensers, im anschließenden Kampf stand er aber wieder auf der Seite des Königs. Er gehörte auch zu dem Tribunal, das Lancaster zum Tode verurteilt. Pembroke verstarb unerwartet 1324 auf einer diplomatischen Mission in Frankreich.

Edward II

Pembroke ist Teil der Adelsopposition gegen Piers Gaveston. In [Szene 9] verpflichtet er sich gemeinsam mit Arundel den gefangenen Gaveston zu Edward II. zu bringen, der ihn noch einmal sehen möchte. Pembroke nimmt Arundel allerdings mit nach Hause und überlässt Gaveston seinen Männern. Dabei wird erwähnt, Pembroke würde im nahegelegenen Cobham wohnen und wolle seine Frau aufsuchen.

"We that have prettie wenches to our wives,
Sir, must not come so neare and balke their lips."1

Das stimmt prinzipiell mit den historischen Tatsachen überein, nur residierte Aymer de Valence in Deddington. Cobham Hall gehörte in den 1590er Jahren William Brooke, Baron Cobham. Man vermutet, dass die Konstellation Pembroke, Arundel und Cobham nicht die Zeit Edward II. sondern Marlowes reflektiert.2 William Brookes damalige Gattin war Frances Newton, eine Hofdame Elizabeth I. und eine ihrer engsten Freundinnen. Von Baroness Cobham war allgemein bekannt, dass sie großen Einfluss auf ihren Gatten ausübte. Seit 1589 waren sie die Schwiegereltern von Robert Cecil, dem Sohn von Lord Burghley. Henry Herbert, Earl von Pembroke, war Schirmherr der Pembroke’s Men und in dritter Ehe mit Mary Sidney verheiratet. Er war ein enger Verbündeter des Earls von Leicester. Philip Howard, Earl von Arundel saß seit 1585 im Tower. Er war Katholik und 1589 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden. Elizabeth I. unterzeichnete das Urteil allerdings nie. (Arundel starb 1595 eines natürlichen Todes.) Diese Adeligen repräsentierten demnach die maßgeblichen Fraktionen am elisabethanischen Hof.

Eine weitere Anspielung auf Henry Herbert und seine Theatertruppe könnte in der folgenden Szene enthalten sein, wenn der Earl von Warwick Gaveston mit den Worten:

"My lord of Penbrookes men,
Strive you no longer,
I will have that Gaveston."3

entführt.4


  1. Edward II. 9,101-102↩︎
  2. Marlowe (1994)↩︎
  3. Edward II. 10,7-9↩︎
  4. Kay (1997)↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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