Im Folgenden wird nur ein allgemeiner Überblick über die Geschichte Maltas in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegeben, soweit sie für das Verständnis von The Jew of Malta notwendig erscheint.1
Malta ist eine Inselgruppe zu der neben der Hauptinsel auch Gozo und Comino gehören. Die ersten Bewohner kamen im 6. Jhdt. v. u. Z. wahrscheinlich von Sizilien auf die Inseln. 850 v. u. Z. begann die Besiedelung durch die Phönizier. Um 600 übernahmen die Karthager die Kontrolle. Sie schienen nicht sehr beliebt gewesen zu sein, da sich die maltesischen Inseln 218 v. u. Z. bereitwillig dem römischen Feldherrn Sempronius unterstellten. Nach dem endgültigen Sieg der Römer in den Punischen Kriegen war Malta eine römische Provinz. Bei der Reichsteilung (395) kamen die Inseln zum Weströmischen Reich. Bereits 476 fielen Goten und Vandalen ein. Erst 535 gelang es Belisar die Gebiete für das Oströmische Reich zu erobern. Die Herrschaft Byzanzs endete 870 mit der Eroberung durch die Araber. Dank des Normannen Roger I. wurde Malta 1091 in das Sizilianische Königreich eingegliedert. Bis 1479 war das Geschick der maltesischen Inseln mit diesem Königreich verbunden. 1194 ging es an die Stauffer, 1265 an das Haus Anjou und danach an die Herzöge von Aragon. Mit der Heirat von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon wurde Malta ein Teil des spanischen Weltreichs. 1530 verschenkte Karl V. die maltesischen Inseln und das 1510 eroberte Tripolis an die Johanniter. Als symbolische Gegenleistung erhielt Karl V. jedes Jahr einen maltesischen Falken. (Einen Vogel und keine Statuette aus Gold wie bei Dashiell Hammett nachzulesen ist.) Bis 1798 blieb Malta unter Ordensherrschaft.
Die Belagerung von Malta (1564)
Seit den 1540er Jahren waren die Osmanen und ihre Verbündeten im Mittelmeer stark präsent. 1551 verloren die Johanniter Tripolis. Man rechnete also auf Malta mit einer Belagerung, auf die man dann tatsächlich gut vorbereitet war. Der natürliche Hafen wurde durch drei Forts St Angelo, St. Elmo und St. Michael befestigt. 1551 versuchten der Korsar Turgut Reis und der osmanische Admiral Sinan Malta zu belagern. Nach ein paar Tagen brachen sie das Unternehmen jedoch ab und fuhren nach Gozo. Die Insel ergab sich, worauf fast ihre gesamte Bevölkerung in die Sklaverei verschleppt wurde. Vor Malta tauchte die osmanische Flotte erneut am 18. Mai 1565 auf. Sie verfügte über mehr als 200 Schiffe für ein Heer von ca. 40.000 Mann Stärke. Dem standen 750 Ritter, 8.000 einheimische Soldaten und 600 spanische Söldner unter der Führung des Großmeisters der Malteserritter Jean Parisot de la Valette gegenüber. Die Osmanen gingen im Südosten der Insel an Land, wo sie ihr Lager in einer Gegend aufschlugen, deren Brunnen auf Geheiß Valettas verunreinigt worden waren. Das Belagerungsheer litt daher ständig an irgendwelchen Krankheiten. Trotzdem konnten am 23. Juni die Osmanen Fort St. Elmo einnehmen. Die anderen Befestigungen leisteten hingegen heftigen Widerstand. Auch die Einnahme von Mdina schlug fehl. Dort hielten sich bei unzureichender Verteidigung fast nur Bauern und Frauen auf. Sobald der Kommandant vom Heranrücken des feindlichen Heers erfuhr, befahl er sämtlichen Bewohnen Uniformen anzulegen, rüstete sie mit allem, was einer Waffe ähnlich war aus und stellte sie auf die Zinnen der Stadtmauer. Danach ließ er kurzes aber heftiges Feuer eröffnen. Die Osmanen vermuteten dadurch eine schlagkräftige Verteidigungstruppe in der Stadt und begannen erst gar nicht mit der Belagerung. Anfang September erfuhr der osmanische Oberbefehlshaber Mustafa Pascha, dass für Malta Hilfe aus Sizilien unterwegs sei, weshalb er den Abbruch der Belagerung befahl. Sobald er erkannte, dass sich dieses Heer auf nur ca. 8.000 Mann belief, ließ er seine Soldaten wieder ausschiffen. Das Entsatzheer verwickelte die Osmanen in schwere Kämpfe und die Belagerung Maltas wurde am 6. September endgültig abgebrochen. Maltas Widerstand war für die gesamte Christenheit – egal ob katholisch oder protestantisch – von Bedeutung, signalisierte er doch das Ende der osmanischen Expansion im Mittelmeer.
- Wenn nicht anders angegeben, wurde dafür folgende Literatur verwendet: Bradford (1979); Clot (1992)↩︎