Osmanische Reich

Im Folgenden wird nur ein allgemeiner Überblick über die Geschichte des Osmanischen Reichs in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegeben, soweit sie für das Verständnis von The Jew of Malta notwendig erscheint.1

Osman I. Ghasi begründete gegen Ende des 13. Jahrhunderts ein nach ihm benanntes Imperium, das bis 1922 bestand und sich in seine Glanzzeit über drei Kontinente erstreckte. Es reichte von Ungarn im Norden bis nach Aden im Süden und von Algerien im Westen bis zum Iran im Osten. Mit der Besetzung von Gallipoli auf der europäischen Seite der Dardanellen begann 1354 der osmanische Vorstoß nach Südosteuropa. Lediglich die Niederlage gegen den Mongolenfürsten Tamerlan Anfang des 15. Jahrhunderts stellte eine vorübergehende Bedrohung dar. Am 29. Mai 1453 nahm Mehmet II. Konstantinopel ein, was das Ende des Oströmischen Reichs bedeutete. Selim I. erweiterte sein Gebiet bis in die 20er Jahre des 16. Jahrhunderts um Persien, Ägypten, Syrien und Palästina. Eine noch größere Ausdehnung erlangte das Reich unter seinem Sohn Süleiman I., genannt der Prächtige. Er eroberte Belgrad und vertrieb 1522 die Johanniter von Rhodos. 1526 fiel Ludwig II., der Schwager des späteren Kaisers Ferdinand I. in der Schlacht bei Mohacs im Kampf gegen die Osmanen. Drei Jahre später stand die osmanische Armee vor den Toren Wiens, wo ihrem Vormarsch jedoch Einhalt geboten wurde. Trotzdem gelang es Süleiman I. Ungarn und den gesamten östlichen Mittelmeerraum zu erobern.

Seit Mehmed II. herrschte im osmanischen Reich eine rigorose Form der Thronfolge. Der Sultan blieb normalerweise unverheiratet, zeugte jedoch mit seinen Haremsdamen zahlreiche Nachkommen. Starb der Sultan, ließ der zumeist Erstgeborene all seine männlichen Verwandten töten. Damit wurden einerseits bürgerkriegsähnliche Thronstreitigkeiten verhindert, andererseits sichergestellt, dass nur der Stärkste an die Macht kam. Als Süleiman I. 1520 Sultan wurde, hatte Selim I., der Grausame, bereits sämtliche Onkel, Brüder und Neffen seines Lieblingssohnes eliminiert. Süleiman I. hatte mit seiner Favoritin Gulbehar schon vier Kinder gezeugt, von denen jedoch nur Mustafa überlebt hatte. Bald nach seinem Regierungsantritt wandte er seine ganze Zuneigung der außergewöhnlichen Roxelane zu, die bald zu seiner einzigen Liebe wurde. Sie gebar Süleiman vier Söhne und eine Tochter. 1530 heiratete der Sultan sie sogar. Roxelane wollte auf keinen Fall zulassen, dass eines ihrer Kinder von Mustafa getötet werden würde. Nachdem Mahomet, ihr Erstgeborener, 1543 gestorben war, versuchte sie ihren Gatten zu beeinflussen, die Thronfolge in ihrem Sinn zu regeln. Der Sultan lebte in ständiger Angst vor einem Aufstand, der zu seiner Absetzung führen könnte. 1553 verstärkten sich die Gerüchte, Mustafa hätte genau das vor. Inwieweit es diese Verschwörung tatsächlich gegeben hat, ist nicht mehr nachvollziehbar. Jedenfalls ließ Süleiman I. Mustafa und dessen elfjährigen Sohn erdrosseln. Im selben Jahr starb Roxelanes zweiter Sohn Giangir eines natürlichen Todes. Die Rivalitäten im Hause des Sultans hatten damit jedoch kein Ende gefunden. Seine verbleibende Söhne Selim und Bajazet stritten noch zu Lebzeiten ihres Vaters um den Thron. Nach Roxelanes Tod 1558 überwarf sich Bajazet sowohl mit seinem Bruder als auch mit seinem Vater. Er floh nach Persien, das ihn allerdings nach Zahlung einer enormen Summe durch den osmanischen Sultan auslieferte. 1561 ließ Selim seinen Bruder und dessen Söhne erdrosseln. Süleiman I. starb am 6. September 1566. Selim II., er erhielt den Beinamen der "Säufer", regierte nur acht Jahre. Sein größter Erfolg war die Einnahme Zyperns 1570, seine größte Niederlage die Seeschlacht bei Lepanto. Die Regierungsgeschäfte lagen in der Hand von Sokollu Mehmed Pascha, der bereits 1565 Großwesir geworden war.


Bradford, Ernle Dusgate Selby. 1979. Der Schild Europas: Der Kampf der Malteserritter gegen die Türken 1565. Vol. 1505. Dtv-Taschenbücher. München: dtv.
Clot, André. 1992. Suleiman the Magnificent. New York: New Amsterdam Books.

  1. Wenn nicht anders angegeben, wurde dafür folgende Literatur verwendet: Bradford (1979); Clot (1992)↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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