Piers Gaveston

Piers Gaveston (* ca. 1284, † 19. Juni 1312) war der Sohn des gascognischen Ritters Arnaud de Gabaston und dessen Frau Claramonde de Marsan, die Landbesitz in Aquitanien mit in die Ehe brachte. Dadurch zählte das Paar zu den Untertanen von Edward I., der auch Herzog von Aquitanien war. Gabaston gehörte weder dem Hochadel an, noch war er finanzielle unabhängig. Er zog wiederholt mit Edward I. in den Krieg. Über die Jugend seines Sohns Piers ist kaum etwas bekannt. Nicht einmal das Geburtsjahr 1284 gilt als gesichert. 1300 wurde er ein Mitglied im Haushalt des Prince of Wales, zu dem er rasch ein enges Verhältnis aufbaute – wie eng ist bis heute Gegenstand von Diskussionen. Man kann jedoch als sicher annehmen, dass Edward I. zu drastischen Maßnahmen gegriffen hätte, falls er nur vermutet hätte, dass Gaveston seinem Sohn zu nahe gestanden hätte. Bekannt sind lediglich zwei Vorfälle, die zu einer vorübergehenden Verbannung Gavestons führten. Vor Mai 1306 kam es zu einem heftigen Streit zwischen dem königlichen Schatzmeister Walter Langton und dem Thronfolger. Der Grund dafür ist nicht mehr bekannt. Der König stellte sich gegen seinen Sohn und verbannte ihn sowie ein paar Mitglieder seines Haushalts für einige Zeit. Die zweite Verbannung geschah, nachdem etliche Ritter, unter anderem Gaveston, sich unerlaubt von der kämpfenden Truppe entfernt hatten. Anfang 1307 schickte Edward I. Gaveston erneut ins Exil, was vermutlich als Bestrafung des Prince of Wales und nur vorübergehend gedacht war. Gavaston erhielt eine Rente ausbezahlt, außerdem traf Edward I. keine Vorkehrung für die Aufrechterhaltung der Verbannung im Falle seines Todes, der ihn am 7. Juli 1307 ereilte.
Zu einer der ersten Amtshandlungen Edward II. zählte der Rückruf Gavestons, den er zum Earl von Cornwall erhob. Der Titel, zu dem ausgedehnte Ländereien gehörten, war traditionell für ein königliches Familienmitglied vorgesehen. Darüber hinaus verheiratete der König seinen Favoriten im Herbst desselben Jahres mit seiner Nichte Margarete de Clare. Innerhalb kürzester Zeit war Gaveston einer der reichsten Männer des Landes, der über Nacht in die Sphären der Hocharistokratie gehievt worden war. Das sorgte natürlich beim alteingesessenen Adel für Ablehnung. Diese wuchs, weil Edward II. Gaveston zum Regenten ernannte, während er in Frankreich Isabella heiratete. Es ist nicht bekannt, dass Gaveston dieses Amt missbräuchlich ausgeführt hätte, man beauftragte damit aber normalerweise einen Angehörigen der königlichen Familie. Der Favorit suchte keinen Ausgleich mit den führenden Lords, vielmehr brüskierte er sie ständig, was sogar zu internationalen Verstimmungen führte. Die französischen Gäste, die anläßlich der Krönung nach England gekommen waren, fühlten sich durch Gavestons Verhalten und das Desinteresse, das der König an Isabella zeigte, ebenfalls beleidigt. Im Mai 1307 konnte die Adelsopposition durchsetzen, dass Gaveston den Titel des Earls von Cornwall abtreten und das Land verlassen musste. Unterstützt wurden sie dabei von Philippe IV., der wiederholt beim englischen König die angemessene Versorgung seiner Tochter und Halbschwester durchsetzen musste. Unter Androhung einer Exkommunikation durch Robert Winchelsey, den Erzbischof von Canterbury, im Falle seiner Rückkehr, hatte Gaveston bis Juni das Land zu verlassen. Edward II. sorgte nicht nur finanziell für ihn vor, sondern machte ihn auch zum Lord Lieutenant of Ireland. Damit war er der offizielle Vertreter des Königs in Irland. Wiederum deutet nichts darauf hin, dass Gaveston dem Amt nicht gewachsen gewesen, oder es zu seinem persönlichen Vorteil genutzt hätte. Zwischenzeitlich arbeitete Edward II. unermüdlich an der Rückkehr seines Favoriten. Er machte den Lords Zugeständnisse und verhandelte mit dem Papst. Im Juni 1309 konnte Gaveston offiziell zurückkommen. Natürlich dauerte es nicht lange, bis er die Lords erneut so weit verärgert hatte, dass sie auf eine neuerliche Verbannung drängten. 1311 starb der Earl von Lincoln, der stets beruhigend auf den Adel eingewirkt hatte. Sein Schwiegersohn, der Earl von Lancaster, der anfänglich in dem Konflikt gar keine Rolle gespielt hatte, übernahm jetzt die Führung der Adelsopposition. Diese legte im Oktober 41 Artikeln vor, die eine massive Beschränkung der königlichen Rechte zugunsten des Adels beinhalteten. Die Position des Königs war so schwach, dass er diese sogenannten Ordinances und ein erneutes Exil Gavestons akzeptieren musste. Wohin auch immer er gegangen war, im Jänner 1312 kehrte er von dort zurück und Edward II. widerrief die Verbannung. Eine Auseinandersetzung mit den Lords war somit unvermeidlich. Erzbischof Winchelsey exkommunizierte Gaveston, der sich in Scarborough verschanzte. Im Mai ergab er sich den Belagerern. Die Earls von Earl von Pembroke, Warenne und Percy schworen für seine Sicherheit zu sorgen und ihn nach York zu bringen, wo Edward II. erneut in einem Parlament mit der Adelsopposition verhandeln sollte. Pembroke ließ Gaveston in Deddington zurück, da er selbst weiter zu seiner Frau nach Bampton Manor reiste. Sobald der Earl von Warwick davon erfuhr, nahm er Gaveston gefangen und brachte ihn nach Warwick Castle. Dort befanden ihn einige Lords, darunter Warwick, Lancaster, Hereford und Arundel, in einem sehr fragwürdigen Verfahren für schuldig, gegen die Ordinances verstoßen zu haben. Am 19. Juni 1312 wurde Gaveston auf Lancasters Land enthauptet.

Edward II

Gaveston wird vom Hof nicht abgelehnt, weil er vielleicht oder vielleicht nicht eine sexuelle Beziehung zum König unterhält. Es ist seine niedere Geburt, sein anmaßendes Verhalten, sein unverhältnismäßiger gesellschaftlicher Aufstieg und der Einfluss, den er auf Edward II. ausübt, die den Widerstand des Adels hervorrufen.1 Darin gleicht er den Mignons in The Massacre at Paris. Er ist einer von Marlowes typischen Außenseitern. Während Barabas diese Stellung die ganze Zeit über genießt und Mephostophiles darunter leidet, ist sie Gaveston völlig gleichgültig. Ansonsten ist er erstaunlich konturenlos, was sich auch darin zeigt, dass Edward II. ihn betrauert, jedoch umgehend durch Spencer ersetzt.


  1. Brodwin (1964)↩︎

Aktualisiert am 18.01.2023

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