Im Folgenden wird nur ein allgemeiner Überblick über Frankreichs Geschichte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegeben, soweit sie für das Verständnis von The Massacre at Paris notwendig erscheint.1
The Massacre at Paris spielt in der Zeit vom 18. August 1572 bis zum 2. August 1589. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts tobten in Frankreich die Religionskriege, bei denen selbst den involvierten Parteien nicht immer durchschauten, was wie mit wem warum passierte. Sicher war nur, je weiter die Auseinandersetzungen fortschritten, desto offensichtlicher wurde, dass der Glaube dabei nur mehr eine untergeordnete Rolle spielte. Die Periode der Bürgerkriege darf nicht nur unter dem religiösen Aspekt betrachtet werden, denn sie war auch die Zeit, in der der französische Adel um die Bewahrung seiner Eigenständigkeit gegenüber den beginnenden absolutistischen Tendenzen des Königshauses kämpfte. Ein Kampf, den erst Louis XIV. endgültig für sich entscheiden konnte.
Am 10. Juli 1559 starb Henri II. Damals waren ca. 12 Prozent der Franzosen Hugenotten.2 (In Frankreich wurden die Calvinisten Hugenotten genannt.) Sein Nachfolger François II. war körperlich wie geistig unterentwickelt und den Aufgaben, die vor ihm lagen, nicht gewachsen. Es entstand ein Machtvakuum, das führende adelige Familien zu ihrem Vorteil nutzen wollten. Louis de Condé, ein Prinz von Geblüt übernahmen die Führung der Hugenotten, während die Katholiken zunehmend von einer neuen Familie vertreten wurde. Das Haus Guise gewann mit dem neuen König an Bedeutung, denn er war mit Mary Stuart, Tochter des verstorben schottischen Königs James V. und Marie de Guise, verheiratet. Der erste große Konflikt drohte bereits auszubrechen, da starb François II. ohne Nachkommen. Sein Bruder Charles IX. war noch minderjährig, statt seines nächsten männlichen Verwandten – in diesem Fall Antoine de Bourbon, erster Prinz von Geblüt – übernahm seine Mutter Caterina de' Medici die Regentschaft. Sie war sowohl darauf bedacht die politische Bedeutung der Adelsfamilien zu minimieren als auch die Konfessionen auszusöhnen. Mit dem Toleranzedikt von Saint-Germain gab es erstmals eine Anerkennung der Hugenotten durch die französische Krone. Leider führte das geradewegs in die Katastrophe. Am 1. März 1562 kam es in Vassy zu einer Konfrontation zwischen den Männern des Herzogs de Guise und einer größeren Gruppe von Hugenotten, die sich zum Gebet versammelt hatten. Der genaue Verlauf der Ereignisse wurde nie ganz geklärt. Am Ende blieben etliche Tote zurück und das sogenannte "Massaker von Vassy" markierte den Anfang der französischen Religionskriege.
1. Religionskrieg (1562-1563)
Condé rief nach Vassy die Hugenotten zu den Waffen. Guise, statt wie befohlen sich am Hof in Fontainebleau einzufinden, ließ sich in Paris von der katholischen Bevölkerung als Held feiern, bevor er ebenfalls begann Truppen auszuheben. Das Ausland war von Beginn an in die Bürgerkriege involviert. Schon alleine, weil Frankreich, außer schwerer Kavallerie an den Grenzen, über kein stehendes Heer verfügte, mussten Söldner angeworben werden. Auch während der folgenden Kriege waren die Fraktionen selten in der Lage ihre Armeen länger als zwei bis drei Monate zu bezahlen. Im Februar 1563 schoss der Hugenotte Jean de Poltrot auf den Herzog de Guise, der gerade Orléans belagerte. Am 24. Februar starb der Herzog, der eher der Kunst der Ärzte als seinen Wunden erlag. Als Auftraggeber des Attentats vermutete man Gaspard de Coligny – ob zu Recht oder nicht konnte nie festgestellt werden. Jedenfalls begann damit die Fehde zwischen Guise und Coligny. Da sämtliche Anführer entweder tot oder gefangen waren, drängte Caterina de' Medici zum Frieden. Das am 19. März unterzeichnete Edikt von Amboise, das zwar bei beiden Konfessionen unbeliebt war, aber Wirkung zeigte.
2. Religionskrieg (1567-1568)
Truppenbewegungen an der niederländischen-französischen Grenze ließen die Hugenotten vermuten, der König würde sich mit Spanien gegen sie verbünden. Dem wollten sie zuvorkommen und Charles XI. unter ihre Kontrolle bringen. Als der König und seine Mutter am 24. September 1567 davon erfuhren, konnten sie gerade noch nach Meaux flüchten um von dort nach Paris zu gelangen. Diese "Überraschung von Meaux" war nicht nur der Beginn des 2. Religionskriegs, sondern bewirkte darüber hinaus bei Caterina de' Medici ein Umdenken. Von nun an würde sie den Hugenotten nicht mehr trauen und verzieh ihnen nie, dass sie die Autorität des Königs angegriffen hatten. Am 23. März 1568 wurde der Friede von Longjumeau geschlossen, doch die Auseinandersetzungen gingen weiter.
3. Religionskrieg (1568-1570)
Charles IX. hatte den Oberbefehl über die königliche Armee seinem Bruder Anjou übertragen. Der drängte darauf seine militärischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Die Hugenotten zogen sich nach La Rochelle zurück. Am 13. März 1569 wurde Condé erschossen. Nominell waren sein Sohn und Henri de Navarre nun die Führer der Hugenotten. Tatsächlich übernahm diese Position Admiral Gaspard de Coligny. Anjou gelang am 3. Oktober in der Schlacht von Moncontour ein triumphaler Sieg, den die Katholiken allerdings nicht zu ihrem Vorteil nutzen konnten. Coligny hingegen führte einen erfolgreichen Feldzug, der ihn immer näher an Paris heranbrachte. Der Friedensvertrag von Saint Germain-en-Laye am 8. August 1570 räumte den Hugenotten bis dato ungekannte Zugeständnisse ein.
Caterina de' Medici wollte den Frieden besiegeln, indem sie ihre Tochter Marguerite mit dem hugenottischen Henri de Navarre, den ersten Prinzen von Geblüt, verheiratete. Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig, aber erfolgreich. Katholiken und Hugenotten würden an der Hochzeit teilnehmen. Wie schon zuvor bedeutete der Frieden von Saint Germain-en-Laye nicht, dass weitere Konfrontationen ausblieben. Auf beiden Seiten kam es ständig zu gewaltsamen Übergriffen. Doch nun sollten sich erstmals alle maßgeblichen Männer beider Fraktionen mit ihrem Gefolge zur selben Zeit am selben Ort aufhalten.
Die Bartholomäusnacht (23./24. August 1572)
Paris war eines der Zentren der besonders konservativen Katholiken, die seit Juli zusehen mussten, wie immer mehr Hugenotten in die Stadt strömten. Es herrschte eine furchtbare Hitze und die französische Hauptstadt war hoffnungslos überfüllt. In dieser spannungsgeladenen Atmosphäre fand am 18. August 1572 die Hochzeit zwischen Marguerite und Henri de Navarre statt. Am 22. August wurde Admiral Coligny auf dem Heimweg Opfer eines Attentats, das er jedoch überlebte. Obwohl Coligny zur Besonnenheit mahnte und Charles IX. versprach für Gerechtigkeit zu sorgen, entstand unter der Pariser Bevölkerung eine zunehmende Unruhe. Am 23. August 1572 gab es ab dem Nachmittag zwei bis drei informelle Treffen des Kronrats. Bei der ersten Beratung, die im Garten der Tuileries stattfand, waren Caterina de' Medici, Anjou, Maréchal Gaspard de Tavannes, Retz, Gonzague und René de Birague anwesend. Der König soll erst bei einer nächtlichen Zusammenkunft im Louvre dazugekommen sein. Zu diesem Zeitpunkt stießen eventuell auch der Herzog de Guise und der Herzog de Montpensier dazu. Am Hof machte sich Angst vor einem möglichen Gegenschlag der Hugenotten breit. Heute weiß man, dass so ein Unternehmen nicht geplant war, doch die Annahme war nicht von der Hand zu weisen. Statt Paris nach dem Attentat zu verlassen, hatten Coligny und seine Leute sich zum Bleiben entschlossen. Der Schwager des Admirals stand mit 4.000 Mann vor der Hauptstadt, die vorübergehend von zahlreichen verärgerten Hugenotten bevölkert war. Man beschloss, es nicht so weit kommen zu lassen und am Abend des 23. August war Charles IX. dazu gebracht worden, dass er der Tötung der führenden Hugenotten zustimmte.3 Bald darauf verloren die Verantwortlichen gänzlich die Kontrolle. Aus dem geplanten Erstschlag wurde ein tagelanges Massaker, das das ganze Land erfasste und dem Tausende zum Opfer fielen.
4. Religionskrieg (1572-1573)
Die Bartholomäusnacht war nicht nur der Beginn des nächsten Religionskriegs, sondern verursachte eine Repositionierung der hugenottischen Führung, die sich neu formierte. Aus der Opposition gegen den Katholizismus wurde eine Opposition gegen die Krone, der offenbar nicht daran gelegen war, ihre hugenottischen Untertanen zu schützen. Die katholischen Truppen belagerten einige hugenottische Städte, als Anjou zum König von Polen gewählt wurde. Der Hof drängte auf einen Frieden, da Polen als religiös tolerantes Land galt und man Anjous Wahl nicht gefährden wollte. Am 13. Juli 1573 wurde das Edikt von Boulogne unterzeichnet. Im Dezember brach Anjou nach Polen auf. Am 30. Mai starb 1574 Charles IX. ohne legitime Nachkommen. Am Hof war mittlerweile eine neue Gruppe entstanden. Henri de Montmorency-Damville stand an der Spitze der "malcontents" (Unzufriedenen). Sie bestanden aus Mitgliedern alteingesessener Adelsfamilien, für die nicht die Hugenotten, sondern die Ausländer – namentlich die Italiener – in der Umgebung des Königs für die dauernden Fehden und die schlechte Staatsführung verantwortlich waren. Erstmals wurden hier die Konfessionen außer Acht gelassen, denn zu Damvilles Gruppe zählten Katholiken wie Hugenotten. Zurück aus Polen, wurde Anjou am 13. Februar 1575 zu Henri III. gekrönt.
5. Religionskrieg (1575-1576)
Der François-Hercule de Valois, Herzog von Alençon, der immerhin der Nächste in der Thronfolge war, schloss sich den "malcontents" an und Henri de Navarre begann eine Armee auszuheben. Caterina de' Medici griff ein, doch alle Trümpfe lagen bei Alençon. Das Edikt von Beaulieu vom 6. Mai 1576 bekam auch den Namen "Paix du Monsieur" (Herrenfrieden). Die Hugenotten durften erstmals im ganzen Land ihre Religion frei ausüben.
Die katholische Bevölkerung war entsetzt und sofort formierte sich landesweit der Widerstand gegen den Herrenfrieden. Mitte November trafen die Generalstände in Blois ein. Schon bald zeichnete sich ab, dass viele Katholiken bereit waren, sich dem Herrenfrieden notfalls mit Gewalt zu widersetzen. Henri III. geriet dadurch erneut in Bedrängnis. Zwar war er mit dem Friedensvertrag nicht einverstanden, doch er hatte ihn unterzeichnet. Nun konnte er nicht zulassen, dass im ganzen Land Katholiken gegen ein Gesetz des Königs aufbegehrten. Am 2. Dezember machte er sich selbst zum Führer der katholischen Opposition. Damit hatte der Monarch keine andere Möglichkeit, als den Friedensvertrag zu brechen.
6. Religionskrieg (1576-1577)
Aufgrund der Entwicklungen in Blois griffen die Hugenotten Ende Dezember 1576 zu den Waffen. Keine Partei verfügte über ausreichend Finanzen für eine längere Auseinandersetzung, was am 14. September 1577 zum Frieden von Bergerac führte. Entgegen des vorangegangenen Friedensschlusses bekam dieser den Namen "Paix du Roy" (Königsfrieden). Das drei Tage später verabschiedete Edikt von Poitiers schränkte zwar die Freiheiten, die den Hugenotten im Herrenfrieden garantiert worden waren, ein, stellte aber einen Kompromiss dar, mit dem beide Seiten hätte leben können, wenn sie es denn gewollt hätten.
7. Religionskrieg (1580)
Streitigkeiten um die nicht vollständig ausbezahlte Mitgift Marguerite de Valois verursachten im Frühjahr 1580 militärischen Auseinandersetzungen zwischen Henri de Navarre und der französischen Krone. Beiderseitiger Geldmangel führte bereits am 26. November zum Frieden von Fleix, der den Frieden von Bergerac bestätigte.
Am 10. Juni 1584 starb Alençon kinderlos in Château-Thierry. Der nächste französische Thronfolger war folglich der hugenottische König von Navarra. Die Katholiken schlossen sich 1585 unter der Führung des Herzogs von Guise in der Heiligen Liga zusammen und es entstand eine dritte Partei im Bürgerkrieg. Der König reagierte mit Rückzug in seiner Gemächer und hatte Guise nichts entgegenzusetzen. Die Liga erreicht, dass Henri III. Navarre von der Thronfolge ausschloss. Dieser protestierte heftig und bekam Unterstützung von Damville, der im Machtstreben von Guise mittlerweile eine größere Gefahr sah, als in der Ausbreitung des Calvinismus.
8. Religionskrieg (1585-1594)
Ende 1585 brach der "Guerre des trois Henris" (Krieg der drei Heinriche) aus. Trotz militärischer Erfolge, wie die Schlacht von Coutras, der Hugenotten, behielt der Herzog von Guise die Oberhand in Frankreich. Am 12. Mai 1588, dem "Tag der Barrikaden" stellte sich die Bevölkerung von Paris hinter Guise, worauf Henri III. seine Hauptstadt heimlich verließ. Nachdem der Herzog von Guise und sein Bruder Louis im Auftrag Henri III. ermordet worden waren, erhielt die Liga noch mehr Zuspruch. Da er alleine nichts mehr gegen seine Untertanen ausrichten konnte, entschied sich der französische König für eine Allianz mit Henri de Navarre. Gemeinsam marschierten sie auf Paris. Während der Belagerung der Hauptstadt wurde der letzte König aus dem Hause Valois ermordet. Henri III. war der erste französische Herrscher, der durch die Hand eines seiner Untertanen starb.
Henri de Navarre war jetzt de jure König von Frankreich, de facto wollten ihm das aber nur Wenige zugestehen. Es brauchte noch fast fünf Jahre, bis die Mehrheit der Franzosen ihren neuen Herrscher anerkannte.