Im Folgenden wird nur ein allgemeiner Überblick über Englands Geschichte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts gegeben, soweit sie für das Verständnis von Edward II notwendig erscheint.1
Edward I.
1066 gewann der Normanne Guillaume le Conquérant bzw. William the Conqueror die Schlacht von Hastings, was die normannische Herrschaft über das angelsächsische England begründete. Daraus entstand die bizarre Situation, dass Guillaume, der Herzog der Normandie, ein Vasall des französischen Königs, William I., König von England, diesem jedoch gleichgestellt war. Unter Henry II. Plantagenet reichten die Besitzungen des englischen Königs von den Pyrenäen bis zum Ärmelkanal, während die Könige Frankreichs über einige Quadratkilometer Krondomäne herrschten. Philippe II. gelang es, den Nachkommen Henry II. einen großen Teil dieses Gebiets zu entreißen. Die Streitigkeiten sollten 1303 im Frieden von Paris zwischen Henry III. und Louis IX. endgültig beigelegt werden. Der englische Monarch verzichtete auf die Normandie, Anjou, Touraine und Poitou, bekam Teile Aquitaniens, die Gascogne sowie einige weitere Gebiete, musste dafür allerdings dem französischen Herrscher huldigen. Der Konflikt brach erneut aus, als sich mit Edward I. und Philippe IV. zwei ebenbürtige Könige gegenüber standen. Damit der Kampf um die Gascogne beigelegt werden könne, riet Papst Bonifaz VIII. zu einer Doppelhochzeit. Edward I., dessen erste Frau Eleanor von Kastilien 1290 verstorben war, sollte Marguerite, eine Halbschwester Philippe IV. heiraten. Darüber hinaus sollte es zu einer Ehe zwischen Edwards Sohn und Isabella (Isabeau), der Tochter des französischen Königs kommen, sobald sie das heiratsfähige Alter erreichen würde. Eine Aussöhnung mit Frankreich war naheliegend, denn in den letzten zehn Jahren seiner Regentschaft führt Edward I. Krieg mit Schottland.
Schottland
1286 war Alexander III. gestorben. Aus seiner Ehe mit Margaret, einer Schwester Edward I., waren drei Kinder hervorgegangen. Die älteste Tochter hatte Erik II. von Norwegen geheiratet, mit dem sie eine Tochter namens Margaret hatte. Sie war seit 1284 die einzige Erbin des schottischen Königs. Mit ihrem Tod sechs Jahre später begann der Streit um den Thron. Es setzten sich mit Robert Bruce und John Balliol zwei Bewerber durch, doch die Schotten konnten sich auf keinen einigen. Deshalb baten sie Edward I. als Schiedsrichter zu fungieren. Seine Wahl fiel auf Balliol, weil er sich von ihm eine englandfreundliche Regentschaft erhoffte. Als der englische König 1296 von den Schotten militärische Hilfe im Kampf gegen Frankreich erwartete, wurde er jedoch enttäuscht. Darauf marschierte Edward I. in Schottland ein, nahm Balliol gefangen und machte sich selbst zum Oberlehensherrn. Die Schotten setzten der englischen Herrschaft einen ungewöhnlich hartnäckigen Widerstand entgegen. 1297 fügten Andrew de Moray und William Wallace den Engländern bei Stirling Bridge eine vernichtende Niederlage zu, auf die England ein Jahr später mit der Schlacht von Falkirk reagierte. Der schottischen Widerstandsbewegung war damit ein schwerer Schlag versetzt worden. Wallace musste sich zurückziehen, wurde einige Jahre später an die Engländer verraten und 1305 in London hingerichtet. Damit hatte Schottland seinen Märtyrer und der Kampf um die Unabhängigkeit begann von neuem. Diesmal war es Robert Bruce, der Enkel des Thronanwärters von 1290, der die Führung übernahm. Er ließ sich 1306 zum König von Schottland krönen und begann im Jahr darauf mit der Rückeroberung seines Landes.
Edward II. und Piers Gaveston (1305-1312)
Edward I. starb am 7. Juli 1307. Sein Sohn Edward II. trat ein schweres Erbe an, kümmerte sich zunächst jedoch um Persönliches, indem er als eine seiner ersten Amtshandlungen seinen Favoriten Piers Gaveston aus der vorübergehenden Verbannung, in die ihn Edward I, geschickt hatte, zurückholte. Die wahre Natur des Verhältnisses zwischen Edward II. und Gaveston ist bis heute ungeklärt. Es hielt den König zumindest nicht davon ab, wie vereinbart am 25. Jänner 1308 Isabella (Isabeau), die Tochter des französischen Königs Philippe IV., zu heiraten. Wahrscheinlich hatte sie niemand über Gaveston und ihren Gatten aufgeklärt. Sie war allerdings klug genug, um es nie zu einer offenen Konfrontation mit dem Favoriten kommen zu lassen. Englands führende Adelige waren nicht so milde gestimmt. Schon gegen Ende der Regentschaft von Edward I. war es zu schweren Konflikten zwischen ihm, dem Adel und der Kirche gekommen. Sein Nachfolger erbte nicht nur die innen- und außenpolitischen Spannungen, sondern auch die schweren ökonomischen Probleme des Landes. Da ihm aber die Stärke und Energie seines Vaters fehlten und er in allem Gaveston bevorzugte, der innerhalb weniger Monate mit Titeln, Land, Schmuck, etc. überhäuft worden war, fühlten sich die Lords ausreichend motiviert, etwas gegen den König zu unternehmen. Vorläufig gelang es ihnen, den Favoriten ins Exil zu schicken. Edward II. war unaufhörlich bemüht ihn zurückzuholen, was er dank einer Zusicherung des Papstes im Juni 1309 tatsächlich erreichte. Gaveston machte keine Anstalten sich mit dem Adel auszusöhnen, sondern brüskierte ihn nur noch mehr. Die Adelsopposition bestand auf die Einsetzung einer Kommission, die umfassende Reformen durchführen sollte. Unter der Leitung von Henry de Lacy, Earl von Lincoln, wurden 21 Adelige und Bischöfe in das Komitee gewählt. Mitglieder des Unterhauses waren nicht darin vertreten. Der ursprünglich moderate Ton verschärfte sich, nachdem Lincoln im Februar 1311 gestorben war und sein Schwiegersohn Thomas Plantagent, Earl von Lancaster, die Führung übernommen hatte. Im Oktober wurden 41 Artikeln vorgelegt, die eine massive Beschränkung der königlichen Rechte zugunsten des Adels beinhalteten. Die Position des Königs war so schwach, dass er diese sogenannten Ordinances und ein erneutes Exil Gavestons akzeptieren musste. Edward II. nahm Anfang 1312 Gaveston in allen Ehren sowie dem Bewusstsein damit einen Bürgerkrieg zu riskieren, wieder auf. Die Lords griffen sofort zu den Waffen. Edward II. und Gaveston mussten fliehen. Während der König neue Truppen ausheben wollte, verschanzte sich Gaveston in Scarborough. Das konnte der Belagerung allerdings nicht lange standhalten, weshalb Gaveston sich im Mai dem Earl von Pembroke unter ehrenvollen Bedingungen ergab. Die ganze Angelegenheit sollte vor dem Parlament verhandelt werden, wozu es aber nie kam. Ohne Pembrokes Wissen wurde Gaveston entführt und auf Betreiben einiger führender Lords am 19. Juni 1312 getötet.
Der Thronfolger, Bannockburn und die Hungersnot (1312-1317)
Gavestons Ermordung spaltete den Adel. Etliche Lords unterstützten von nun an den König. Mit Hilfe Frankreichs und des päpstlichen Legaten wurde im Dezember der Konflikt friedlich beigelegt, wobei Lancasters Partei eine volle Begnadigung erfuhr. Während dieser turbulenten Zeit war am 13. November 1312 der Thronfolger auf die Welt gekommen. Edward II. war hocherfreut über den Sohn, der auf seinen Namen getauft wurde. Bis 1313 war es dem König gelungen seine innen- wie außenpolitische Position zu festigen. Außerdem zeichnete sich durch die parlamentarischen Zugeständnisse sowie neuer Kredite eine Verbesserung der ökonomischen Situation ab. Dann folgte der herbe Rückschlag. Unter Edward II. war es den Schotten nicht nur gelungen, die Engländer fast gänzlich aus ihrem Land zu vertreiben, sondern ihre militärischen Übergriffe auf englisches Hoheitsgebiet auszudehnen. Der König rüstete daher im Sommer zu einem endgültigen Gegenschlag. Eine Armee von ca. 19.000 Mann marschierte Richtung Schottland. Die Engländer waren dem Feind 1:2, wenn nicht sogar 1:3 überlegen, die Schotten waren dafür in der taktisch besseren Stellung. Die Schlacht von Bannnockburn dauerte vom 23. bis zum 24. Juni 1314 und ging als eine der größten Niederlagen in die englische Geschichte ein. Edward II. musste das Schlachtfeld fluchtartig verlassen. Von seiner Armee schaffte es weniger als ein Drittel zurück nach England. Die Stellung des Königs gegenüber dem Parlament war durch dieses Desaster wieder schwächer geworden. Der Earl von Lancaster übernahm de facto die Regierungsgewalt, zog sich jedoch bald wieder zurück und bot keinen Ausweg aus der Krise, was selbst die Lords bald einsehen mussten. Hinzukam die Hungersnot, die zwischen 1315 und 1317 den Norden Europas heimsuchte. Die von der Kronen dagegen eingeleiteten Maßnahmen waren wenig erfolgreich. Adel, Klerus sowie die Bevölkerung empfanden diese Katastrophen als Strafe Gottes für das unpassende und eines Herrschers unwürdige Verhalten des Königs.
Die Marcher Lords und der Despenser Krieg (1318-1322)
Obwohl der Krone eine durchwegs ablehnende Stimmung entgegenschlug, wurde die nächste große Eskalation von zwei Männern ausgelöst: Hugh Despenser jr. und seinem Vater (Hugh Despenser sr.). Dem jüngere Despenser wäre nach dem Tod seines Schwagers Gilbert de Clare, Earl von Gloucester, das Drittel der Erbschaft zugestanden, das auf seine Frau Eleanore de Clare entfallen sollte. Doch damit wollte er sich keineswegs zufriedengeben. Er gierte geradezu nach persönlichem Besitz, was ihn zunächst in Konflikt mit den anderen Erben und folgend mit den sogenannten Marcher Lords, den Markgrafen, brachte. Sie hatten ihre Ländereien an der Grenze zu Wales, wo sie beinahe autonom herrschten, waren von den Steuern ausgenommen und verfügten über Rechte, die in England sonst nur dem König zustanden.
"The personal nightmare of any medieval landowner, […] was that one of his neighbours should become so powerful that he would be able to ride with armed men into his ancestral lands and disseise [sic!] him of them. This could happen in one of two circumstances. The first was that the neighbour became a royal favourite so that nobody dared to challenge him. The second was that the character of the king had so diminished royal authority that the neighbour no longer feared the king’s wrath […]."2
Genau diesen Tatsachen hatten sich die Nachbarn der Despensers unter Edward II. zu stellen. 1318 wurde Hugh Despenser jr.. zum königlichen Kämmerer ernannt. Innerhalb weniger Monate hatte er sich beim König unentbehrlich gemacht. Gaveston hatte für den Adel bestenfalls Verachtung übergehabt. Von ihm hatten sich die Lords beleidigt gefühlt. Die Despensers hingegen verlangten deren Besitz, was sie zu einer existenziellen Bedrohung machte. 1320 kehrte Roger Mortimer aus Irland zurück, wo er in den letzten Jahren gegen die Schotten gekämpft hatte. Obwohl er nicht zu den mächtigsten Marcher Lords zählte, war er der einzige englische Magnat, der etliche militärische Erfolge vorweisen konnte. Zwischen den Mortimers und den Despensers existierte seit Jahrzehnten eine Familienfehde, die sich angesichts der Lage in England noch verschärfte. Bevor es zum Äußersten kam, intervenierte der Earl von Pembroke. Er überredete den König im August 1321 die beiden Despensers ins Exil zu schicken. Sie kehrten allerdings im Dezember zurück, worauf königliche Truppen Richtung Wales marschierten. Der Earl von Lancaster verweigerte zunächst seine Hilfe, weshalb sich Mortimer sowie etliche andere Marcher Lords am 22. Jänner 1322 ergeben mussten. Mittlerweile hatte selbst Lancaster erkannt, dass Edward II. nicht aufzuhalten war. Er versuchte Hilfe von den Schotten zu bekommen, musste sich aber am 16. März erfolglos der Armee des Königs bei Boroughbridge stellen. Der nicht gerade erfolgsverwöhnte Edward II. verfiel in einen Machtrauchsch. Er widerrief die Ordinances von 1311, ließ Lancaster nach einer juristisch sehr fragwürdigen Verhandlung enthaupten und ordnete die Exekutionen zahlreicher namhafter Lords an. Wer der Hinrichtungswelle entging, wurde auf unbestimmte Zeit weggesperrt. Dabei schreckte der königliche Zorn selbst vor den Angehörigen der Aufständischen nicht zurück. Familien wurden getrennt, adelige Mütter, Ehefrauen und Kinder über das ganze Land verteilt, in Schlössern oder Klöstern inhaftiert. Noch nie zuvor war ein englischer Herrscher derart gegen seine Untertanen vorgegangen. Dabei wurde er tatkräftige von den Despensers unterstützt. Die folgenden vier Jahre herrschten sie nahezu unangefochten. Sie waren fähige Verwalter, bereicherten sich dafür schamlos am Besitz anderer, wobei sie auch vor Erpressung, Folter und Mord nicht zurückschreckten. Witwen und Waisen standen plötzlich ohne Versorgung da, weil sie ihr Land entweder abgeben mussten, oder ihre Ansprüche überhaupt negiert wurden. Letzteres betraf vor allem die Familien der Aufständischen, die geflohen waren. Da ihre Männer im Ausland noch am Leben waren, hatten die Frauen kein Recht auf ihr Witwengedinge. Die massiven Konfiskationen ruinierten andere Bevölkerungsschichten ebenso, denn obwohl die Krone sich weigerte die Rückstände der Enteigneten zu begleichen, trieb sie deren Außenstände ein, selbst wenn sie den Schuldnern vor ihren früheren Gläubigern bereits erlassen worden waren. Edward II., der seit seiner Thronbesteigung an Geldmangel gelitten hatte, wurde von der Gier seines Günstlings angesteckt. Während dieser immer mehr Land in Besitz nahm, hortete der König Geld. Bereits 1323 waren die Finanzen saniert, ohne dass das Volk etwas davon gemerkt hätte. Vier Jahre später verfügte Edward II. über finanzielle Rücklagen in der Höhe von fast zwei vollständigen Jahreseinnahmen.
Der Konflikt mit der Königin (1323-1326)
Im Gegensatz zu Gaveston, der Isabella nur ignoriert hatte, setzte Despenser alles daran, die Ehe Edward II. zu zerstören. Unterstützt wurde er dabei von einer massiven Verschlechterung in den englisch-französischen Beziehungen. Isabellas Bruder Charles IV. verlangte von seinem Schwager die Huldigung für die englischen Lehen in Frankreich, Edward II. leistete dem Wunsch aber nicht Folge. 1324 eskalierte die Situation und Frankreich besetzte die Gascogne. Um den Konflikt zu beenden, bot Charles IV. an, er werde alle okkupierten Gebiete räumen, wenn Edward II. seinen Sohn zum Herzog von Aquitanien machen würde und dieser mit seiner Mutter nach Frankreich käme, um den Lehenseid zu leisten. Dass Edward II. dem zustimmte, erscheint rückblickend völlig unverständlich, war aber damals in den Augen Despensers die einzige Lösung. Einerseits wollte er den König nicht alleine nach Frankreich lassen, da er ihn dort nicht mehr unter Kontrolle hatte, andererseits konnte er ihn nicht begleiten, weil das einem Machtverlust in England gleichgekommen wäre. So segelte Isabella am 9. März 1325 nach Frankreich, im September folgte ihr Prinz Edward. Natürlich war man in England davon ausgegangen, dass beide nach Abschluss eines Vertrags und der Huldigung wieder zurückkämen, doch Isabella dachte gar nicht daran. Sie verweigerte ihre und die Rückkehr ihres Sohnes, solange Edward II. sich nicht von Despenser getrennt hatte. Der König war natürlich nicht gewillt das Ultimatum seiner Frau zu erfüllen, sondern beharrte auf ihrer Heimkehr, aber Isabella hatte andere Pläne. Gemeinsam mit etlichen Adeligen inklusive Mortimer, die aus England geflohen waren, sicherte sie sich bei ihrem Bruder sowie ihrer Cousine Jeanne de Valois die Unterstützung für eine Invasion Englands. Sie schloss einen Vertrag mit Jeannes Gatten, dem Grafen Wilem I. von Holland, Zeeland und Hennegau, von dessen Gebiet aus das Unternehmen starten sollte. Darin inkludiert war die Heirat des englischen Thronfolgers Edward mit Wilems Tochter Philippa. Ungefähr zu dieser Zeit wusste man in Frankreich wie England von einem Verhältnis zwischen Isabella und Mortimer.
Der Kampf gegen die Despensers und der Tod Edward II. (1326-1327)
Am 22. September 1326 stach unter der Führung von Jan von Beaumont, einem Bruder des Grafen, Isabella mit einer Armee bei Dordrecht in See. Sie erreichten England zwei Tage später. Nicht nur, dass sie auf keinerlei nennenswerten Widerstand traf, sie erhielt überall Unterstützung und Zuspruch. Fast der gesamte Adel sowie die Geistlichkeit schlossen sich ihr an. Auch in der Bevölkerung hatte Edward II. keinen Rückhalt. Er wurde in Wales von den Verbündeten Isabellas aufgegriffen. Das Land hatte nun einen König, der über keine Regierungsgewalt verfügte, aber ohne den trotzdem nicht regiert werden konnte. Im Jänner 1327 schickte Isabelle Unterhändler zu Edward II., die ihn überreden sollten, vor dem Parlament öffentlich abzudanken, was er jedoch ablehnte, wodurch ein Parlament gar nicht erst hätte zustande kommen dürfen, da lediglich der König zur Einberufung eines solchen berechtigt war. Dennoch kamen die Abgeordneten in Westminster zusammen, wo beschlossen wurde, dass Edward II. abgesetzt und durch seinen Sohn ersetzt werden sollte. Prinz Edward wollte die Krone nur annehmen, falls sein Vater darauf verzichten würde, was er nach wiederholtem Weigern am 20. Jänner 1327 schließlich tat. Im April wurde der abgesetzte König nach Berkeley gebracht, wo er laut offiziellen Angaben am 21. September 1327 einer Krankheit erlag.
Der Vertrag von Edinburgh und die französische Thronfolge (1327-1328)
Am 1. Februar 1327 fand die Krönung Edward III. statt, der in seinem Reich fast so wenig zu sagen hatte wie sein Vater. Die Historiker sind uneins, wenn es festzustellen gilt, wer in den ersten Jahren der neuen Regentschaft tatsächlich die Macht ausübte. Mortimers Beziehung zu Isabella blieb bestehen, doch er wurde von Edward III. nicht geschätzt, verfügte über kein offizielles Amt und war nicht einmal Mitglied in dem mehrköpfigen Rat, der dem noch minderjährigen König zur Seite stand. Dessen ungeachtet begegnete man ihm, als zählte er zur königlichen Familie. Direkte Einflussnahme auf den König konnte er nur über dessen Mutter ausüben, die ein gutes Verhältnis zu ihrem Sohn hatte. Den Wechsel der Machtverhältnisse machten sich die Schotten zunutze. Sie fielen in Ulster und Nordengland ein. Unter der Führung Mortimers wollte England zurückschlagen, aber spätestens am 4. August 1327 als Edward III. bei Stanhope Park beinahe dem Feind in die Hände gefallen wäre, wurde über Friedensverhandlungen nachgedacht. Sie endeten am 3. Mai 1328 mit der Ratifizierung des Vertrags von Edinburgh durch das englische Parlament in Northampton. England erkannte darin Schottland als unabhängiges und souveränes Königreich an. Trotz schottischer Reparationszahlungen war dieser Vertrag in England sehr unpopulär. Edward III. verhehlte nicht, dass es sich in seinen Augen um einen schmachvollen Frieden handelte. Ein wichtiger Grund für Abschluss eines solchen Vertrags war wohl die veränderte Lage in Frankreich. Am 1. Februar 1328 starb Charles IV., der letzte Bruder Isabellas ohne männlichen Nachkommen. Mit der Berufung auf das Salische Gesetz waren zwar Frauen von der französischen Thronfolge ausgeschlossen, es war jedoch nicht geklärt, ob die Krone an einen Mann gehen könne, der über eine weibliche Linie mit dem Königshaus verwandt sei. Dadurch würde der nächste männliche Verwandte Philippe de Valois, ein Cousin Isabellas, in der Thronfolge hinter Edward III. rangieren, der am 28. März seinen Anspruch auf die französische Krone erklärte. In Frankreich entschied eine Expertenkommission, dass Frauen, die kein Erbrecht besitzen, dies auch nicht vererben können. Am 29. Mai 1328 wurde Philippe VI. in Reims gekrönt. Edward III. stimmte dem unter Vorbehalt zu, indem er den Lehenseid leistete.
Aufstand und der Sturz Mortimers (1328-1330)
Isabella, die weiterhin auf die französische Krone hoffte, wollte für eventuelle militärische Interventionen den Rücken freihaben, weshalb ihr der Friede mit Schottland gelegen kam. Die Engländer hatten für diese dynastischen Überlegungen kein Verständnis. Selbst wenn sie die Franzosen nicht mochten, waren seit Jahrzehnten die Schotten ihre unmittelbaren Feinde gewesen. Nicht nur das Volk auch viele Mitglieder des Adels lehnten den Vertrag von Edinburgh-Northampton ab, da etliche von ihnen durch die Festlegung der Grenze große Ländereien verloren hatten. Unter der Führung des Earls von Leicester entstand eine Opposition, der sich unter anderem die Onkeln Edward III., der Earl von Norfolk und der Earl von Kent, anschlossen. Letzterer kam aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen zu der Überzeugung, sein Halbbruder Edward II. wäre noch am Leben und würde von Mortimer nur gefangen gehalten. Er nahm an den Vorbereitungen zu einer Befreiungsaktion teil, wovon Mortimer jedoch bald erfuhr. Nachdem unwiderlegbare Beweise für die Mittäterschaft Kents präsentiert worden waren, verurteilte das Parlament ihn in einer gesetzlich sehr fragwürdigen Aktion zum Tode. Obwohl Kent nie beliebt gewesen war, ließ seine Hinrichtung 1329 die letzten Sympathien, die Isabella und Mortimer noch genossen hatten, verschwinden. Den Engländern wurde bewusst, dass sie unter der neuen Herrschaft ihres Lebens genauso unsicher waren wie zuvor. Darüber hinaus legte Mortimer ein so habgieriges und arrogantes Verhalten an den Tag, wie man es von den Günstlingen Edward II. gewohnt war. Anfang 1330 war ersichtlich, dass Philippa schwanger war. Ihre Krönung konnte nicht länger verzögert werden. Im Juni war ihr Mann, der im Herbst volljährig werden würde, stolzer Vater eines Sohnes. Edward III. hatte bereits alle Erwartungen, die man an einen jungen Herrscher stellte, erfüllt. Nun musste er nur noch Mortimer loswerden. Er ließ ihn ohne Vorwarnung in der Nacht des 19. Oktobers verhafteten. Am Tag darauf gab Edward III. offiziell bekannt, er werde von nun an selbständig regieren. Erst jetzt wurde öffentlich von einer Ermordung Edward II. gesprochen, ohne dass man Mortimer dafür beschuldigt hätte. Er wurde wegen Verrats verurteilt und am 29. November 1330 hingerichtet.
Ausblick
Edward III. geriet mehr nach seinem Großvater als nach seinem Vater. Seine noch 47 Jahre andauernde Herrschaft wird bis heute überwiegend positiv betrachtet. Welthistorische Bedeutung erreichte er durch seine Außenpolitik. Das Verhältnis zwischen England und Frankreich blieb wegen Besitzstreitigkeiten und der Intervention in die schottische Erbfolge gespannt. Am 24. Mai 1337 konfiszierte Philippe VI. Teile des englischen Lehens, worauf Edward III. das Treueverhältnis kündigte und sich von nun an auch König von Frankreich nannte: Der Hundertjährige Krieg hatte begonnen. Obwohl, oder vielleicht gerade, weil Edward III. ab 1371 an Altersdemenz zu leiden schien, traf er eine unübliche Nachfolgeregelung. Nach dem Tod des Prince of Wales 1376 bestimmte er dessen ältesten Sohn Richard zu seinem Erben. Richard II. erwies sich in mancherlei Hinsicht als würdiger Urenkel Edward II., doch diese Geschichte wurde von einem anderen elisabethanische Dramatiker erzählt.