Gaspard de Coligny, Seigneur de Châtillon (* 16. Februar 1519, † 24. August 1572) kam als Sohn einer der bedeutendsten Familien an den französischen Hof, wo er in François de Lorraine, Herzog von Guise rasch einen Freund fand. Gemeinsam machten sie eine erfolgreiche militärische Karriere. 1552 ernannte Henri II. Coligny zum "Admiral von Frankreich", wobei unklar ist, ob er je selbst zur See gefahren ist. Das Ende der Freundschaft mit Guise kam 1554 nach der Schlacht von Renty, rückblickend eine eher unbedeutende Konfrontation mit dem habsburgischen Heer. Beide Männer beanspruchten den Sieg für sich.
Ende der 1550er Jahre zeigte Coliny verstärktes Interesse am Calvinismus und konvertierte letzten Endes. Spätestens jetzt war ein Konflikt mit Guise unausweichlich. Der Herzog wurde 1563 bei Orléans von einem Hugenotten namens Jean de Poltrot aus dem Hinterhalt angeschossen. Er machte unter der Folter sehr widersprüchliche Angaben. Eine davon besagte, er sei von Coligny beauftragt worden. Der Admiral widersprach dem auf das Heftigste und es konnte auch nie bewiesen werden. Der Herzog von Guise erlag einige Tage nach dem Attentat vermutlich nicht der Verwundung, sondern der Kunst der behandelnden Ärzte. Für seinen ältesten Sohn und Nachfolger Henri de Lorraine, Herzog von Guise stand allerdings fest, dass Coliny der Mörder seines Vaters war. Neben der dynastischen, machtpolitischen und religiösen Komponente wurden die Religionskriege dadurch noch um eine persönliche bereichert.
Louis de Bourbon, Fürst von Condé, war als Onkel väterlicherseits von Henri de Navarre der zweite hugenottische Thronfolger. Bis zu seinem Tod in der Schlacht von Jarnac (1569) war er der Führer der Hugenotten im Kampf gegen die Katholiken. Danach übernahmen diese Position weder Navarre noch sein Sohn Henri de Bourbon, Fürst von Condé, sondern Coligny.
Nach dem Frieden von Saint Germain-en-Laye (1570) kehrte Coligny an den Hof zurück. In kürzester Zeit gewann er einen gewissen Einfluss auf Charles IX.. Er war ein starker Befürworter der Ehe zwischen Henri de Navarre und Marguerite de Valois. Einen Tag nach dem Ende der Hochzeitsfeierlichkeiten wurde Coligny auf offener Straße von einem Haus der Familie Guise aus angeschossen. Der Schütze war vermutlich Charles de Louviers, Seigneur de Maurevert. Es konnte nie geklärt werden, in wessen Auftrag das Attentat geschah. Als die drei wahrscheinlichsten Kandidaten werden Guise, Caterina de' Medici oder Philipp II. von Spanien genannt, wobei eine Beteiligung der Königinmutter mittlerweile stark angezweifelt wird. Es wäre sehr unlogisch gewesen, nach all ihren diplomatischen Bemühungen für eine Aussöhnung, diese nun plötzlich zunichte zu machen. Daher kommt am ehesten der Herzog von Guise als Urheber des Attentats infrage. Immerhin bestand zwischen den Familien eine jahrelange Fehde, bei der Religion nur eine untergeordnete Rolle spielte.1 Das Attentat ist jedenfalls ein starkes Indiz dafür, dass es keine von langer Hand vorbereitete katholische Verschwörung gegen die Hugenotten gegeben hat. Wer auch immer für den Anschlag verantwortlich war, er wollte den Tod Colignys, nicht den aller Hugenotten. Hätte es damals schon Pläne für ein weitreichendes Massaker gegeben, hätte die Ermordung des Admirals seine Anhänger nur unnötig gewarnt.2 Der an beiden Armen verwundete Coligny wurde in sein Haus getragen. Charles IX. schickte seinen Leibarzt und besuchte ihn in Begleitung von Caterina de' Medici später selbst.
Charles Danowitz genannt Bême, ein Diener des Herzogs von Guise, soll in den frühen Morgenstunden des 24. August 1572 in Colignys Schlafzimmer eingedrungen sein und den Admiral ermordet haben. Guise, der im Hof des Hauses stand, wollte sich davon überzeugen, dass Coligny wirklich tot sei, weshalb man die Leiche des Admirals aus dem Fenster warf. In den zeitgenössischen Pamphleten tauchen mehrere von einander leicht unterschiedliche Versionen betreffend die Ermordung Colignys auf. Unbestreitbar dürfte sein, dass er im Schlafzimmer angetroffen worden war und aus dem Fenster geworfen wurde. Papst Gregor XIII. ließ sich diese Episode von Giorgio Vasari sogar als Fresko an die Wand der Sala Regia malen.
The Massacre at Paris
Coligny zählt zu den Hochzeitsgästen in [Szene 1]. In [Szene 3] wird er von einem Soldaten im Auftrag von Guise angeschossen. Der in [Szene 5] geschilderte Besuch Charles IX. am Krankenbett des Admirals, hat tatsächlich stattgefunden. Der König kam jedoch in Begleitung seiner Mutter. Entgegen der Schilderung Marlowes, bot Charles XI. ihm von sich aus keine Leibwache an, sondern Coligny bat darum.3 In [Szene 6] ist es Gonzague, der den Admiral ermordet. Mag sein, dass er Guise zu Colignys Haus begleitet hat, getötet hat er ihn ziemlich sicher nicht. Vermutlich befand sich das "Schlafzimmer des Admirals" auf der Oberbühne, denn Colignys Leiche wird zu Guise hinuntergeworfen.
Zu Beginn von [Szene 11] beratschlagen zwei Soldaten, was sie mit dem Körper des toten Admirals tun sollen und hängen ihn dann an einen Galgenbaum. Die Beiden vertreten dabei medizinische Theorien und eine syllogistische Methode des Mittelalters, die im 16. Jahrhundert nicht nur von Pierre de la Ramée in Frage gestellt wurden.4 Colignys Leiche wurde tatsächlich enthauptet, verstümmelt und an den Füßen am Gibet de Montfaucon aufgehängt. Das war fast schon ein Gebäude aus sechzehn in einem Viereck angeordneten Steinsäulen mit einer Höhe von zehn bis zwölf Metern, die mit Holzbalken verbunden waren, auf denen die Verurteilten gehängt wurden.